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dem leidenden Körpertheil hin und her, folgende Formel sprechend:

„Das Fressen, dat hil’ge Ding, de Rose un’ de Blatterrose! schake di! Un schakest du di nich so sehr, so jaget di de Wörmkenstruk noch veel mehr!“

Gegen das kalte Fieber brauchen manche Landleute folgenden Spruch, in der Einsamkeit zu einem Weidenbaume gesprochen:

„Wichelnboom, ik klag di,
Dat kohle Feber plagt mi,
Datt et di fate,
Un mi verlate!
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes!“

Leider behaupten viele Menschen die Wirksamkeit und Heilkraft dieser Zauberformeln mit großer Hartnäckigkeit, und hält es sehr schwer, sie zu überzeugen, daß der Gebrauch derselben mit dem zweiten Gebote streite.

Gegen eiternde Geschwüre und ähnlichen Schäden gebrauchten früher die Landleute verschiedene abergläubische Mittel, als:

sie fuhren mit einem alten Messer durch den Eiter der Wunde, warfen es irgend wo auf einen Weg, und glaubten, daß, wenn Jemand dieses Messer finde und gebrauche, er das ihnen anhaftende Uebel erhalte, und sie davon frei würden.

Oder:

sie setzten Daumen und Zeigefinger dreimal ins Kreuz auf das Geschwür, und dann dreimal in’s Kreuz auf die Erde, und meinten, daß sie dadurch das Uebel von sich ab in die Erde versenken könnten.

7. Merkwürdig ist der weitverbreitete Glaube, daß das laute Preisen eines Glückes, welches man selbst genießt, oder an Anderen wahrnimmt, gar leicht einen Umschlag in’s Unglück herbeiführe; daher man solches Preisen bald mehr bald minder kräftig abzuwehren sucht. Die s. g. Gebildeten sprechen dazu ein: Unberufen! Der Landmann aber sagt, wenn der Umschlag eintritt, wenn seine wegen ihrer Schönheit bewunderten Kinder sterben, seine

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)