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des Protestantismus hätte vernichten können. Eine starke und verläßliche Kriegsschaar wäre seines Rufes allezeit gewärtig gewesen, denn Tausende von Landsknechten zogen in Deutschland umher und dienten Jedem, der sie bezahlen konnte. Christoph aber hatte kein Geld, er war ein armer Fürst.

Eitelkeit war es, welche den Streit zwischen ihm und den beiden Domkapiteln zu Bremen und Verden anfachte und unterhielt, und seine Kraft gegen die Reformation lähmte. Statt es zu versuchen, durch friedfertige und glimpfliche Mittel der wirklich tief gesunkenen bischöflichen Macht aufzuhelfen, konnte er es nicht abwarten, sich in dem Vollbesitze der Herrschaft zu sehen. Er fing mit den Kapiteln Streit an, um der lästigen Erfüllung der Wahlbedingungen überhoben zu sein. Während er die Domherren in Verden auf’s Aeußerste quälte, beraubte, vertrieb und verhöhnte, konnte er gegen die von Bremen nicht so verfahren. Er war machtlos gegen die stolze Handelsstadt, auf welche das Kapitel sich stützte; seine Befehle blieben wirkungslos, und die Domherren setzten seinen Machtsprüchen eine solche Gleichgültigkeit und Nichtachtung entgegen, daß er allenthalben lieber, als in Bremen verweilen mochte. Dieser nie geschlichtete Streit zwischen dem Erzbischof und den Domkapiteln, in welchen auch die Landstände hineingezogen wurden, hat der Reformation viel genützt. Die Kräfte, welche naturgemäß beide Partheien, als katholische Geistliche, gegen sie hätten verwenden müssen, vergeudeten sie in nutzlosem Kampfe gegen einander. Die meisten Domherren gingen allmählig zum Lutherthum über, zum Theil unzweifelhaft aus Ueberzeugung, zum Theil aber auch aus Erbitterung gegen den Bischof, der ihnen ihre Einnahme vorenthielt, ihre Kassen und Archive beraubte, sie mit Gottesdiensten bei Tag und Nacht quälte, sie zwang, ihre Sammtmäntel und Degen abzulegen, lange Kleider zu tragen, ihr Haupthaar wachsen zu lassen und den Bart zu scheren. (El. v. d. Hude Chron. 77.)

Aus diesem Streite gingen ungewöhnliche Folgen hervor. Da das Domkapitel nicht, wie der Erzbischof bisweilen, eine Kriegsschaar aufstellen konnte, um zu seinem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)