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und, wie wir oben hörten, sächsische Jünglinge nach Franken gebracht, um sie dort erziehen und unterrichten zu lassen und sie dann in die Heimath zurückzuschicken. Allein die fränkischen Klöster lagen zu entfernt vom Sachsenlande und darum faßte Karl der Große den Plan, in Sachsen selbst eine Klosterschule anzulegen. Dieser Plan wurde unter seinem Sohne Ludwig dem Frommen wieder aufgenommen; ein junger Sachse, der in Altcorvey erzogen war, bot ein Landstück an und so ließen sich die frommen Brüder, die mit dem jungen Sachsen abgesandt waren, im Süden unsers Königreichs, im Sollinger Walde, nieder. Doch war die Gegend unfruchtbar und deshalb wurde nach einigen Jahren das Kloster verlegt; der Ort, den man jetzt erwählte, war ein kaiserliches Besitzthum bei Höxter an der Weser. Das neue, reizend gelegene Kloster erhielt den Namen Neucorvey und es dauerte nicht lange, so wurde das alte Kloster vom neuen, die Mutter von der Tochter, überstrahlt. Unter denen, die aus Altcorvey nach Neucorvey versetzt wurden, befand sich auch unser Ansgar; ja, er wurde nicht nur Rector der neuen Klosterschule, sondern auch zum Prediger an der Klosterkirche erwählt. Als solcher hatte er auch die Umgegend zu bereisen, – eine gute Vorbereitung zu dem neuen Amte, in welches er bald berufen werden sollte.

Bereits Karl der Große hatte erkannt, daß die Bekehrung der Sachsen nie festen Bestand gewinnen könne, wenn das Heidenthum in ihrer Nachbarschaft, in den Ländern jenseit der Elbe, nicht gestürzt würde. Unter Ludwig dem Frommen ward das Werk begonnen; ein Erzbischof Ebbo von Rheims predigte das Evangelium in den dänischen Landen und im Jahre 826 ließ sich sogar der dänische König Harald zu Ingelheim am Rhein taufen. Da der Kaiser seiner Sündhaftigkeit noch nicht recht traute, wünschte er ihm einen erprobten Mann als Begleiter mitzugeben, doch Niemand wußte ihm einen solchen zu bezeichnen, bis Ansgar’s Name genannt wurde. Sofort wurde er gerufen und ohne Säumen erklärte er sich bereit, nach Dänemark mitzugehn, ließ sich auch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Noch ein Mönch aus Neucorvey, Autbert,

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)