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7.
St. Ansgar der erste Erzbischof von Bremen.

Der heil. Ansgar (Anskar, Anschar) hat für unsere Provinzen etwa die Bedeutung, die Apollo für Korinth hatte (1. Kor. 3, 6); was die beiden Ewalde, die christlichen Missionare zu Karl’s des Großen Zeit, der Abt Sturm von Fulda (der „Apostel der Sachsen“), der Bischof Willehad und andere unter dem alten Volk der Sachsen gepflanzet hatten, das hat Ansgar begossen. Freilich wird die kurze Darstellung seines Lebens, die wir hier geben, zeigen, daß auch bei ihm das Pflanzen, die eigentliche Missionsthätigkeit, das Hauptstück seines Arbeitens ausmachte, allein diese Thätigkeit wandte sich andern Völkern zu, während, wie gesagt, seine Bedeutung für unsere Gegenden die ist, das begonnene Werk fortgeführt, befestigt und gepflegt zu haben. Diese Wirksamkeit ist aber im Vergleich mit der Missionsthätigkeit eine verborgenere, wenngleich nicht weniger wichtige und nothwendige, und es erklärt sich daraus leicht, wie die Nachrichten über des Ansgarius Wirken in unseren Gegenden so dürftig sind, während über seine Thätigkeit auf dem Missionsfelde in Dänemark und Schweden ziemlich ausführliche Nachrichten (namentlich in der Biographie seines Schülers Rimbert) vorhanden sind. Doch freilich, die Ansgariikirche in Bremen mit ihrem schlanken Thurm ist auch ein beredter Zeuge, und nicht bloß der Scharmbecker, dessen Geburtsort von Ansgar seinen Namen (Ansgarii-Bach) haben soll, nein, jeder Bewohner unserer Provinz muß den „Apostel des Nordens“ in dankbarem Herzen tragen.

Ueber Ansgar’s Heimath und erste Lebensgeschichte ist wenig bekannt. Er ist geboren am 8. September des Jahres 801, wahrscheinlich in der nordfranzösischen Provinz Picardie. Sein Vater stammte, wie es scheint, aus adligem Geschlechte; seine Mutter, eine sehr fromme Frau, die den ersten Keim der Gottesfurcht in das Herz ihres Kindes legte, starb schon, als er erst 5 Jahr alt war. Alsbald wurde der lernbegierige Knabe der hochberühmten Klosterschule Corbie oder Altcorvey bei Amiens übergeben

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_054.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)