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ist besonders wichtig die Einwanderung niederländischer Colonisten, welche Erzbischof Friedrich um 1106 zu vollständigerer Eindeichung der Marschen in das Land zog, und welche dadurch in den Besitz namentlich des Alten Landes kamen. Aber es war das nur eine Fortsetzung der Zuzüge, welche die Marschen schon lange vorher aus Friesischem Stammes-Interesse erhalten hatten: die Gemeinde Hollern im Alten Lande, der Hollerdeich in Kehdingen, das Hollerland bei Bremen, vielleicht selbst das Hadeler Land bewahrt davon noch das Gedächtniß; und wer weiß, ob nicht auch das Alte Land (Olland) von Holland seinen Namen trägt? – Um dieselbe Zeit war die Graftschaft Stade, welche auch Ditmarschen in Holstein, also beide Gestade der Elbe umfaßte (wohl die natürlichste Ableitung des Namens), nach dem Aussterben des gräflichen Hauses, an den Herzog zu Sachsen, Heinrich den Löwen gekommen: als dieser aber mit dem Kaiser Friedrich Barbarossa zerfiel, wurde sie 1180 dem Erzbischof Siegfried zugesprochen: dessen Nachfolger gelangten jedoch erst nach wiederholten Kämpfen in den Besitz. Der Verkehr zwischen Stade und dem jenseitigen Ditmarschen scheint damals sehr stark gewesen zu sein: er hörte aber auf, als die Ditmarscher sich 1224 nach der Schlacht bei Bornhöved, von der erzbischöflichen Oberherrschaft befreiten. Auch das Land Hadeln, um den Erpressungen des Bremischen Domkapitels zu entgehn, huldigte nach dem Falle Heinrichs des Löwen dem Herzog Bernhard von Lauenburg, und verblieb bei dessen Nachkommen bis 1731. – Mit dem Jahre 1187 begannen die Kreuzzüge der Erzbischöfe gegen die ketzerischen Stedinger diesseits und jenseits der Weser, deren eigentliches Verbrechen wohl nur ihr Reichthum war und die Behauptung altfriesischer Freiheiten. Man bemäntelte dadurch die Nichttheilnahme an den Kreuzzügen in’s heilige Land, und erweiterte in diesem heiligen Kriege zugleich das Stiftsgebiet. Der auf beiden Seiten mit unerhörter Rohheit geführte Kampf wurde erst 1234 durch Erzbischof Gerhard II. beendigt, mit Zerstörung der Burg Stotel und völliger Unterjochung der armen Stedinger. Damals lebte der gelehrte Abt Albert im Kloster zu Campe

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_020.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)