Seite:Köster Alterthümer 004.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Reichthum. Der der Moore besteht in den mächtigen Torflagern: ihre Ausbeute erfordert freilich eine höchst mühselige Arbeit, allein der Torf ist von vorzüglicher Qualität, und auf unzähligen Kanälen nach Bremen und Hamburg verschifft, wirft er schönen Gewinnst ab. Und nachdem die Torfschicht völlig abgestochen worden, kommt oftmals ein tragbarer Boden an den Tag mit gutem Wiesenwachs. Die Haide besitzt drei große Erwerbsquellen an der Bienenzucht, dem Buchweizenbau und dem Verbrauch der über oder unter der Erde reichlich vorhandenen Feldsteine. Diese ersetzen uns gleichsam ein Bergwerk; indem sie theils zum Häuser- und Wegbau benutzt, theils in’s Ausland verkauft werden; worüber der sel. Pratje ein Programm mit dem scherzhaften Titel: Panis ex lapidibus (Brot aus Steinen) geschrieben hat. Auf der Geest gedeihen fast sämmtliche Cerealien, sei es zum eignen Bedarf, oder zur Ausfuhr: auch fehlen schöne Waldungen nicht, wenngleich geringer an Ausdehnung, wie im Lüneburg’schen. Die Viehzucht ist überall ergiebig, besonders aber an der Unterweser, wo die Stoteler Butter einen weit verbreiteten Ruf genießt. Die Marschen erzeugen Pferde von starkem Körperbau, wie sie der dortige Boden fordert. Die Kirschen des Alten Landes werden bis nach Braunschweig und Kopenhagen ausgeführt; und die Wurster und Kehdinger, Neuhäuser und Oeftinger Marsch hat zwar weder Hölzungen noch Steine, aber dagegen den üppigsten Reichthum von Feldfrüchten aller Art, vornehmlich Weizen, Bohnen und Rappsaat. Im ganzen Lande finden sich zahlreiche Ziegeleien mit gutem Ertrage, aber wenig sonstige Fabriken: nur in der Stadt Buxtehude und am Weser-Ufer von Achim bis Blumenthal wird die Zucker-, Cement- und Porzellan-Bereitung schwunghaft betrieben. Die auf den Ackerbau hingewiesene Provinz hat sich Gottlob frei erhalten von dem Elende des übermäßigen Fabrikwesens.

Die Bevölkerung ist natürlich am stärksten in den fruchtbaren Marschen, am dünnsten in den Haide- und Moor-Districten. Die Bewohner der letzteren wohnen oft Stundenweit von ihrer Kirche entfernt, und in der Regenzeit durch Sümpfe von aller Welt isolirt. In den Marschen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_004.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)