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aufgehenden Sonne aus der Tiefe herauf erleuchtet wird.
4. Ein Gottesacker mit gothischer Kirche, aus Fr. Geburtsort. Die meisten Leichensteine bezeichnen Verwandte von Friedrich, die da ruhen. In der Mitte ein geöffnetes Grab, wo man unsern Friedrich selbst eben eingesenkt hat. Weibliche Verwandtinnen sitzen am nächsten Grabhügel und weinen; der Geistliche hält eben die Gedächtniß-Rede. Aus dem Grabe schwebt im Lichtstrahl die Seele als Schmetterling aufwärts, und gesellt sich zu mehreren in den obern Regionen flatternden Psychen. – Man kann nicht ohne Wehmuth dem jungen lebenden Künstler gegenüber, diese melancholisch-gemüthvolle Composition betrachten.
Zur Aufheiterung zeigte uns Fr. einen Cyclus von vier Landschaften, reich an poetischer Erfindung, worin er die vier Tages- und Jahreszeiten, so wie die vier Perioden des menschlichen Lebens vom Kinde bis zur Auflösung im Alter durch eingeflochtene Staffage, so wie durch die ganze Haltung der Landschaften, höchst genialisch bezeichnete. Bitte unsern verehrten F – w darum, sein beredter Mund wird sie Dir besser als ich entwickeln.

Lebe wohl, Gustav. Verläßt mich das Flußfieber, was mich jetzt gefesselt hält, bald, und ich kann noch einige Künstler hier besuchen, so erhältst Du einen zweiten Brief. –

C. B.     



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Carl Bertuch: Kunst-Erinnerungen aus Dresden. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1807, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1807_Seite_264-270.djvu/8&oldid=- (Version vom 15.9.2024)