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von der heiligen Diakonie des 19. Jahrhunderts ausschließe." (s. Korresp.-Blatt der Diakonissen 1868 Nr. 12.) In diesem Sinn ist die Gründung eines lutherischen Vereins für weibliche Diakonie und die Entstehung einer lutherischen Diakonissenanstalt für die protestantische Bevölkerung in Bayern diess. d. Rh. anzusehen.

 Zur Gründung einer Diakonissenanstalt kam es nämlich doch bald und zwar noch im gleichen Jahr, in welchem sich der genannte Verein gebildet hatte. Schon am 12. Oktober 1854 konnte das auf dem höchstgelegenen Punkte der unmittelbaren Nachbarschaft Dettelsaus errichtete Diakonissenhaus eingeweiht werden, und um dasselbe legte sich in reichem Kranze eine ganze Reihe von Zweiganstalten, die auch unter Löhes Nachfolger noch beständig sich gemehrt hat.

 Die Gründung der Diakonissenanstalt war ein Unternehmen, das nur im Glauben gewagt werden konnte. Das bei Beginn des Baues vorhandene Kapital betrug 7000 Gulden, nicht Geschenke, sondern – verzinsliche Darlehen. Dennoch ist Löhes Glaube nicht zu Schanden geworden, obwohl ihm, wie er sagte, die Wasser der Sorge oft bis an den Hals gingen. Er könne, so erzählt er selbst, sich nicht der Erfahrungen eines A. H. Francke rühmen, dem so oft das Geld, das er brauchte, unverhofft und wunderbar zu Händen kam. Im Gegenteil, er habe je und je die Last der Sorgen schwer empfunden und getragen und dennoch sei ihm geholfen worden. Dazu habe er auch nicht das Talent jenes großen, reichgesegneten Bettlers besessen, von dem König Friedrich Wilhelm IV. lachenden Mundes sagte: dem weiche er aus, weil vor ihm das Kalb in der Kuh nicht sicher sei. Trotzdem aber sei ihm durch Gott so viel gelungen, daß er all den Segen Gottes nicht zählen noch wiegen könne, und er sei eben auch eines von den vielen Beispielen, an denen das Wort im Lobgesang Marien wahr geworden sei: „Die Hungrigen füllet er mit Gütern und lässet die Reichen leer.“ –

 Schon bevor die Diakonissenanstalt gegründet war, hatten sich Jungfrauen, die sich dem Diakonissendienst widmen wollten, herzugefunden, und so wurde Löhe, was er sich nicht vorgenommen hatte zu werden, ein Vater und Bildner von Diakonissen. Gott hatte ihm – ich möchte sagen – zum Einstand eine Schaar mannigfach begabter Jungfrauen gegeben, die mit Verständnis auf seine Anschauungen eingingen und sich von ihm für die Idee des altkirchlichen Diakonissentums begeistern ließen. Aber Löhe hat auch an die Erziehung und Bildung seiner Diakonissen einen Fleiß gewendet wie wohl wenig andere Vorstände von Diakonissenhäusern. Die