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Evang. Joh. 17, 18–21:

 Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt: so sende Ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiliget seien in der Wahrheit. Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf das sie alle eins seien, gleichwie Du, Vater, in mir, und Ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, Du habest mich gesandt.





 Teure Missionsgemeinde! Die gelesenen Textesworte sind dem Zusammenhang eines größeren Ganzen entnommen, das man mit Recht als „das Allerheiligste des ganzen Johannesevangeliums“ bezeichnet hat: dem hohenpriesterlichen Gebet Jesu. Was Ihm in jenen feierlichen Augenblicken, da Er im Begriff war aus dieser Welt zum Vater zu gehen, für die Seinen auf der Seele lag, die Bedürfnisse der einzelnen Gläubigen und die Anliegen der gesammten Christenheit: das hat er in dieser großen Stunde Seinem himmlischen Vater vorgetragen und an’s Herz gelegt. Und unter diesen großen Anliegen und Aufgaben der Christenheit findet in dem hohenpriesterlichen Gebet des Herrn auch diejenige ihre Stelle, die heute unsere Seele füllt und bewegt, der die Feier des Tages gilt: die hohe, weltumfassende Aufgabe der Mission. „Gleichwie Du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt“, so beginnt ja unser Text, und wir finden uns damit in demselben Gedankenkreis wieder, in den uns unser Fest versetzt: in dem Gedanken an die Mission.

 Geliebte in dem Herrn! Unwillkürlich werden wir bei diesen Eingangsworten unseres Textes an den Missionsbefehl des Herrn (Matth. am letzten) erinnert. Beide Herrenworte treten von selbst mit einander in Vergleich. Da und dort die gleiche Feierlichkeit des Augenblicks – es erteilt ein von der Erde Abschiednehmender seinen letzten Auftrag – da und dort die gleiche Aufgabe, da und dort dieselbe weltumfassende Weite des Gesichtskreises. Aber doch ist zwischen jener Stelle und unserm Text auch ein bedeutsamer Unterschied. Dort ist’s der Auferstandene, der da redet, der Leiden und Tod hinter sich, Welt, Teufel und Hölle unter sich, zu seinen Füßen liegen hat – hier ist’s der Erlöser, der noch vor Seiner Leidensaufgabe steht, der erst auf dem Gang zum Opfer begriffen ist. Dort überwältigt uns der Eindruck der gebietenden Majestät des Königs, der sein

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Die Mission im Lichte des hohenpriesterlichen Gebetes Jesu. Verlag der Joh. Phil. Raw’schen Buchhandlung, Nürnberg 1889, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johannes_Deinzer_-_Predigt_%C3%BCber_Joh._17,_18-21.pdf/3&oldid=- (Version vom 5.7.2016)