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wer war es denn, der dem um das Volapük in Oesterreich so hochverdienten Dr. Obhlidal, welcher die unglaublichsten Opfer gebracht hatte, endlich dahin brachte, aus Ekel und Ueberdruss sich für immer vom Volapük loszusagen? Der Dünkel des Datuval allein hätte wohl nicht vermocht, in der unqualificirbaren Weise gegen Schnepper, Obhlidal und Kerckhoffs vorzugehen, wie es geschehen ist, wenn nicht falsche Freunde und ein blinder inferiorer Anhang den Datuval in seinen irrigen Anschauungen bestärkt hätten.

Für uns wie für die „Volapükisten beider Parteien“ – wie es bei Kniele heisst – kommt der Aufruf zur Einigung um 4 Jahre zu spät.

Diese Einigung wäre früher so leicht zu erzielen gewesen, aber gerade das hat dem Datuval und seinem Anhange gar nicht gepasst. Schleyer hat es ja als Devise angenommen, was den ganzen blinden Fanatismus seiner intimsten Anbeter ausgesprochen hat, nämlich: „Lieber gar keine Weltsprache als ohne den Datuval!“

Hätte man zu jener Zeit den berechtigten Wünschen nach Reform und zweckmässigen Abänderungen Rechnung getragen, als noch eine Fülle schaffensfreudiger, wissenschaftlich befähigter Kräfte sich in den Dienst des Volapük gestellt hatte, wir stünden heute auf einer der Vollendung nahen Stufe des Volapük und wären gewiss schon im Besitze eines Wörterbuches von Stämmen internationaler Herkunft. Heute, wo Dank dem selbstmörderischen Vorgehen des Datuval und seiner Anhänger, welche die Bedeutung einer Weltsprache wohl nie richtig erfasst haben konnten, da sie principiell alles verwarfen, was von anderer Seite zur Verbesserung vorgeschlagen wurde, ist nichts zu erhoffen. Ich erinnere hier an das Regulativ, das Ihr Ausschuss im Jahre 1887 für den einheitlichen Unterricht herausgab. Vom Datuval wurde das in seinem unglückseligen Amtsblatte als ein Uebergriff bezeichnet, den er nicht dulden könne. Er gab seinem Aerger über die reformlustigen „Wiener“ mehrfachen Ausdruck, denn bei ihm, wie bei seinen Intimen war das Dogma der Unfehlbarkeit ex cathedra mit der Anwendung auf seine Person aufgestellt.

Heute, wo die hervorragendsten Volapükisten nichts mehr wissen wollen, wo die meisten Volapük-Vereine sich aufgelöst haben, wird der Aufruf der Herren Bernhaupt und Kniele schwerlich einen Erfolg von Bedeutung gewinnen können.

Empfohlene Zitierweise:
Thaddäus Devidé: Jahresbericht des Österreichischen Central-Vereines für Volapük. Selbstverlag des Vereines, Wien 1893, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahresbericht_des_%C3%96st._CV_f%C3%BCr_Vp.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)