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„So – so! Na – und dann fuhret Ihr alle vier zusammen ins W.sche Kaufhaus, was?“

„Ja, nachdem wir zwei Bahnen, die 61 und 24, hatten vorüberfahren lassen müssen. So lange dauerte es, bis Fräulein Benrath wiederkam. Die gnädige Frau war schon ganz unruhig, weil Fräulein Marga doch noch kurz vorher so schlecht gewesen war. Wir dachten schon, dem Fräulein sei wieder was passiert. Und wirklich, sie sah auch zum Bejammern elend aus, als sie dann endlich erschien. Kaum vorwärtsschleppen konnte sie sich. Aber zu Hause bleiben wollte sie doch nicht.“

„Habt Ihr denn nun wenigstens nachher im Kaufhaus ordentlich eingekauft?“ lenkte ich das Gespräch in andere Bahnen.

„O ja. Die gnädige Frau ist ja so gut. Für jeden von uns Stoff zu drei Kleidern,“ riß Beate wieder das Wort an sich.

„Da könnt Ihr ja lachen! – Nebenbei, Lisbeth, legen Sie noch ein Gedeck mehr auf. Ich bleibe zu Tisch hier. – Addio, meine Damen …“ –

Damit verließ ich die Küche und begab mich über den Korridor in den Salon, mit der ausgesprochenen Absicht, womöglich von einem der Polizeibeamten in Erfahrung zu bringen, wie diese über den merkwürdigen Fall dachten.

Das Glück war mir hold. Im Salon fand ich Onkel im Gespräch mit einem Herrn vor, der mir als Kriminalkommissar Hiller vorgestellt wurde. Zum erstenmal sah ich mich einem Vertreter dieser besonderen Spezies von Mensch gegenüber, die in unzähligen Romanen, guten und schlechten, eine hervorragende Rolle spielt.

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)