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dann, zweifellos irgend etwas Besonderes argwöhnend, die Wohnung durchsucht hatte und dabei die Leiche gefunden haben mußte – dorthin sollte ich Marga bringen lassen, dorthin …?! Das war unmöglich, durfte nicht sein – auf keinen Fall!

„Mir ist ja bereits viel besser,“ sagte sie, sich mit einem schwachen Versuch zu einem Lächeln zwingend, und fügte hastig hinzu: „Du glaubst ja gar nicht, wie wohl mir die frische Luft tut, Tante. Wenn ich für einen Augenblick die Lider geschlossen hielt, so geschah es nur deswegen, weil ich mich ganz dem Genuß dieser erquickenden Herbstluft hingeben wollte. Im Kaufhause war es ja so drückend heiß.“

Und doch merkte ich, daß all diese Worte von einer bebenden Angst durchzittert waren, daß Marga mir, während sie diese Sätze mühsam formte, einen Blick zuwarf, der mir zuzurufen schien: „Hilf mir, laß mich nicht im Stich …!“

Tante Johanna zögerte noch. Als nun aber auch ich es lebhaft befürwortete, unsere Spazierfahrt noch weiter auszudehnen, gab sie nach.

Diese letzte Szene hatte meinen anfänglich noch so unsicheren Verdacht, Margas heutige Hinfälligkeit müsse mit dem Tode des Schauspielers Schwechten irgendwie in Zusammenhang stehen, nur noch verstärkt. Unwillkürlich beschäftigte ich mich im Geiste immer wieder mit diesem Problem. Jetzt war ich der Schweigsame von uns dreien geworden. Denn die beiden Damen kamen bald in ein Gespräch, das von Margas Seite mit absichtlicher Lebhaftigkeit geführt wurde.

Inzwischen führte uns das Auto die Charlottenburger Chaussee und die Heerstraße entlang

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)