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1. Kapitel.

Vor meinen Blicken verschwamm alles in einer grauen Nebelflut. Mein Herzschlag stockte. Minuten dauerte es, bis ich mich endlich wieder aufzuraffen vermochte. Und doch wollten meine Augen das Furchtbare noch immer nicht glauben. Mein Geist sträubte sich gegen die entsetzliche Erkenntnis, klammerte sich an leere Hoffnungen, an die Möglichkeit einer Sinnestäuschung. Große Schweißperlen traten mir auf die Stirn, meine[1] Hände bebten. Und in dieser Verfassung stierte ich unverwandt auf die eine Karte, die über mein Schicksal entschieden hatte.

Es war Tatsache. Es blieb Koeur-As, das mein Partner bei diesem frevelhaften Glücksspiel aufgedeckt hatte und das jetzt zwischen uns auf der dunklen Platte des Tisches lag.

Die Stimme Lautenborns weckte mich endlich vollständig aus dieser halben Betäubung. „Ich bin bereit, Ihnen Revanche zu geben, Heiking,“ sagte er geschäftsmäßig. „Soll ich mischen?“

„Danke – ich habe genug.“ Meine Stimme muß ganz verändert geklungen haben. Denn Lautenborn schaute mich jetzt beinahe argwöhnisch forschend an. Ich erriet seine Gedanken. Er fürchtete, daß ihm sein Gewinn verlorengehen könnte! Und wie recht hatte er damit. Wo sollte ich wohl die Summe hernehmen, die ich heute wieder dieser wahnwitzigen


  1. Vorlage: mein
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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)