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meine Taschen. Dann verließ ich das Zimmer durch die Tür nach dem Korridor und schloß leise die Flurtür auf. Ein neuer Gedanke … Ich kehrte nochmals zurück, schob den Ring mit den beiden Schlüsseln in die Tasche des Toten und machte mich hinaus, schritt ohne besondere Hast um die Ecke und trat in die nächste offene Haustür, wo ich mir die blaue Brille abnahm, die ich in einen dunklen Winkel schleuderte. Eine Autodroschke brachte mich hierauf in kürzester Zeit nach meiner Wohnung. Und in einer zweiten fuhr ich dann keine fünf Minuten später dem Zentrum Großberlins, der Leipziger Straße, zu.

Es war genau elf Uhr, als ich vor dem Hauptportal des W.schen Kaufhauses ausstieg und nun die Suche nach den beiden Damen begann, die ich eine halbe Stunde ungalanterweise vergeblich auf mich hatte warten lassen. Aber umsonst schaute ich mich in der Abteilung für Kleiderstoffe, wo ein geradezu lebensgefährliches Gedränge herrschte, nach bekannten Gesichtern um. Wie ich diese aussichtslosen Bemühungen gerade aufgeben wollte, sprach mich das Grunertsche Stubenmädchen, der ich noch gestern abend gnädig ein Markstück in die Hand gedrückt hatte, an und teilte mir mit, daß die gnädig Frau und das gnädige Fräulein sich in dem Erfrischungsraum im Zwischenstock begeben hätten, da Fräulein Benrath plötzlich von einem ohnmachtsähnlichen Schwächezustand befallen worden wäre.

Sofort begab ich mich ebenfalls dorthin. Margas Zustand schien höchst bedenklich. Mit matter Bewegung reichte sie mir die Hand, ohne ein Wort zu sprechen. Ihr Gesicht mit den dunklen Ringen

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)