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Müller, ein Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren, der aber noch wie ein junger Korpsbursch aussah, führte Marga zu Tisch. Ich selbst hatte den Platz zu ihrer Rechten.

Marga war heute ausnahmsweise gesprächig und offenbar in selten froher Stimmung. So verlief denn auch die Mahlzeit in angeregter Unterhaltung, bei der sich nur Müller meiner jungen Verwandten, für meinen Geschmack wenigstens, allzu eifrig widmete. Sollte dies etwa ein neuer Bewerber um Margas Hand sein? Sollte Tante Johanna hier etwa wieder eine ihrer kleinen Heiratskuppeleien in die Wege leiten? … Fast schien es mir so. Daß meine gute Laune unter diesen Umständen – so töricht es auch war – sehr bald völlig einfror und ich den gewohnten Schlußskat schon sehnlich herbeiwünschte, um nur nicht weiter Zeuge von Müllers offensichtlicher Kurmacherei sein zu müssen, war nur zu verständlich.

Endlich hob Tante Johanna die Tafel auf. Onkel Grunert konnte jetzt nicht schnell genug zu seinem ersehnten Spielchen kommen.

„Fred, du mußt schon auf die Gesellschaft der Damen verzichten und dich mit Hunzinger und mir abplagen,“ meinte er, als er mir die Zigarrenkiste hinhielt.

„Aber gern, Onkel. – Nur eine Bitte. Höher wie einen halben Pfennig den Point gehe ich nicht.“

Der Professor klopfte mir jovial auf die Schulter, während er sich gleichfalls eine der Importen herauslangte.

„Angenommen, lieber Freund, angenommen. Wir spielen ja auch nur des Vergnügens halber.“

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)