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Weilchen plaudern. – Wie geht es dir denn, mein Junge?“

„Vorzüglich, Tante. Danke für gütige Nachfrage.“

„Du siehst aber gar nicht gut aus. Die Schatten unter deinen Augen wollen mir nicht gefallen. Freilich – deine Gesichtsfarbe ist recht frisch. – Hast du jetzt eigentlich schweren Dienst?“

„Seit heute gar keinen,“ erwiderte ich ohne jede Verlegenheit.

Sie stutzte. „Wie soll ich das verstehen, Fred? – Gar keinen?“

„Sehr einfach. Ich habe heute meine Stellung bei Gebrüder Stöckig, Bankgeschäft, Mohrenstraße 128, aufgegeben,“ sagte ich scherzend.

Jetzt schrak sie doch zusammen. „Aber wozu denn das? – Ich begreife dich nicht? …

Und mißbilligend wiegte sie ihr ehrwürdiges, graues Haupt hin und her.

„Ich möchte ins Ausland, Tante,“ suchte ich mich herauszulügen. „Ein Bekannter will mir in Kairo eine besser bezahlte Stelle besorgen.“

„Will – will! Also noch etwas ganz unsicheres. Da hättet du doch wenigstens so lange warten sollen, bis du fest engagiert bist. – Onkel wird das nicht sehr gefallen. Du weißt ja, er ist ohnehin nicht ganz gut auf dich zu sprechen … Doch – lassen wir das. Du mußt ja am besten wissen, was du tust.“

Sie begann jetzt von Marga Benrath zu reden, von den Sorgen, die ihr das seltsame Wesen ihrer Nichte bereite.

„Nun ist das Kind doch hier zu uns nach Berlin

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)