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war ich fester denn je entschlossen, meinen heute vormittag gefaßten Plan auch wirklich in dieser Nacht zur Ausführung zu bringen. Es war dies die letzte Möglichkeit, mir das zu bewahren, worauf ich so[1] großen Wert legte: meine Ehre, die ich verlieren würde, wenn ich meine Spielschulden diesem Glücksritter von Lautenborn nicht bezahlte, diese Ehre, die nichts war wie ein löchriger Schein, und die ich mir doch erhalten wollte, weil ich damals noch auf das Urteil der Gesellschaft mehr gab als auf die Stimme meines Herzens, die nicht ganz zum Schweigen zu bringen war, und mir zuraunte: Vertraue dich deinem Onkel ehrlich an und gib diese Freunde auf, die dich ins Verderben gezogen haben. Und diese Freunde waren die Mitglieder der „Konkordia“, des harmlosen literarischen Vereins, wo trotzdem jede Nacht Tausende von Mark im Glücksspiel umgesetzt wurden.




3. Kapitel.

Zehn Minuten vor acht begrüßte ich Tante Johanna, die mir herzlich, wie immer, die Hand drückte.

„Das ist nett von dir, Fred, daß du etwas früher kommst,“ sagte sie mit ihrer gütigen Stimme und zog mich neben sich auf das steiflehnige Sofa in dem strahlend hellen Salon, dessen ganze Deckenbeleuchtung brannte. „Onkel ist noch nicht ganz mit der Toilette fertig, und Marga wollte noch schnell zur Post, um einen eiligen Brief an eine Freundin aufzugeben. So können wir noch ein


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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)