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zusammengelesen hatte, vor mir auf die Schreibtischplatte aus.

Doch – welch herbe Enttäuschung wartete meiner! Gleich zu Beginn dieser meiner kleinen Arbeit merkte ich zu meinem Erstaunen, daß die Papierstückchen auch nicht eine Spur von Schriftzügen aufwiesen.

Im ersten Augenblick war ich so vollkommen überrascht, daß ich schon dachte, Marga Benrath müsse tatsächlich einen unbeschriebenen Umschlag und Briefbogen zerrissen haben. Dann fiel mir aber sofort ein, daß ich ja beim Aufheben der Papierschnitzel deutlich auf einigen der Stückchen einzelne Wortfragmente in blauer Tinte gesehen hatte. Ein Irrtum war in dieser Beziehung aufgeschlossen.

Wo aber waren die Schriftzeichen geblieben? – Die Lösung war einfach genug. Der Absender des Briefes hatte zu seiner Mitteilung eben eine der sogenannten sympathetischen Tinten benutzt, die entweder nur durch eine bestimmte Behandlung sichtbar werden oder aber nach gewisser Zeit wieder verschwinden. Jetzt wußte ich auch, weswegen Marga die Schnitzel des für sie doch fraglos überaus wichtigen Schreibens so achtlos fortgeworfen hatte.

Da ich in der Chemie zu wenig bewandert war, um die Schriftzüge durch das passende Mittel wieder zum Vorschein bringen zu können, suchte ich mir aus meinem Konversationslexikon den über „Tinte“ handelnden Artikel heraus und studierte ihn sorgfältig durch. Leider fand ich darin über sympathetische Tinten sehr wenig gesagt. Schließlich begann ich auf eigene Faust zu experimentieren. Ich zündete meine Petroleumlampe an und hielt eines

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)