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die mein Herz immer wieder auf dem Wege durch die stillen, nächtlichen Straßen schmerzhaft zusammengepreßt hatte, wollte ich loswerden, und wenn’s auch nur für Stunden war –.

Langsam durchschritt ich die Reihen der weißen Marmortischchen, nach einem freien Platz mich umsehend.

„He – Heiking!“

Der, der mich anrief, saß in einer Fensternische mit einem zweiten Herrn zusammen. Beide waren im demselben Bankinstitut wie ich beschäftigt. Trotzdem mir ziemlich fremd geblieben und herzlich unsympathisch als gewissenlose Streber.

Nur zögernd, keineswegs angenehm überrascht, ging ich auf sie zu.

„Setzen Sie sich, Heiking,“ meinte der korpulente Werner und zog einen Stuhl herbei. „Also auch noch auf der Tour?“ sagte er dann grinsend. „Wohl wieder so’n kleines Jeu gemacht, wie –?“

Ich schaute ihn überrascht an.

„Wie kommen Sie gerade darauf?“ fragte ich kühl.

„Nun – ein Geheimnis ist es gerade nicht mehr, daß Sie ebenfalls zu den Mitgliedern des harmlosen literarischen Klubs Konkordia gehören“, entgegnete er, die letzten Worte besonders betonend.

Der Kellner, der nach meinen Wünschen fragte, überhob mich einer Erwiderung. Nachdem ich mir Kaffee und ein paar Zigaretten bestellt hatte, begann ich ein anderes Gesprächsthema. Aber Werner ließ nicht locker. Ich glaubte die helle Schadenfreude in seinen Augen aufblitzen zu sehen, als er jetzt anscheinend wohlwollend und voller Teilnahme fragte.

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)