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keine Erklärung. Immer fester nistete sich nur in meinem Geiste die wahnsinnige Angst ein, daß Marga sich ein Leid antun könne. Und ich saß hier eingesperrt zwischen den grauen Mauern, war machtlos konnte nichts als abwarten, abwarten.

Ruhelos durchquerte ich wieder den engen Raum, vier Schritte hin, vier Schritte zurück.

Dann draußen Männerschritte, die auf dem mit Fliesen belegten Boden des Ganges in dieser Stille so aufreizend dröhnten. Die Riegel meiner Zellentür wurden zurückgeschoben. . Rechtsanwalt Müller stand vor mir.

„Nun sagen Sie nur, was machen Sie denn für Geschichten, mein lieber Herr Heiking,“ begann der vielgesuchte Verteidiger vertraulich.

Ich blieb bei dem, was ich bereits dem Kommissar gegenüber zugestanden hatte. Nach einer halben Stunde etwa verabschiedete sich Müller offenbar ziemlich mutlos, wenn er mir dies auch zu verbergen suchte. Er wollte am nächsten Tage wiederkommen.




10. Kapitel.

In meinen Erinnerungen wird mir ein Tag stets unvergeßlich bleiben, stets werde ich mich auf seine geringsten Einzelheiten besinnen, auf jedes Wort, das an ihm gesprochen wurde … Man sagt immer, daß traurige Seeleneindrücke bedeutend nachhaltiger sind als freudige. Vielleicht deswegen, weil ein gütiges Geschick der Mehrzahl der Menschen allzu viel Trübes erspart und glückliche Stunden uns Erdenwandlern reichlicher zugeteilt sind als trübe. Ich selbst kann jenen Satz nicht unterschreiben. Der zweite

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)