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Stubenmädchen besinnt sich nämlich genau, daß die Schlüssel sich noch kurz vor Ankunft der ersten Gäste an Ort und Stelle befanden, da es noch schnell im Korridor Staub wischte und dabei auch über die weißlackierte Flurtür mit dem Tuche hinfuhr, wobei der Schlüsselring vom Nagel herunterfiel. Und vier Stunden später waren die Schlüsse dann spurlos verschwunden … – Ja, ja, mit der Zeit klärt sich alles auf. Jetzt weiß ich auch, warum Sie uns damals im Salon Ihres Onkels so haarklein auseinandersetzten, daß doch leicht einer der Dienstboten die Schlüssel verloren und ein Fremder sie gefunden haben könne. Sie wollten mich eben von der richtigen Fährte abbringen! – Die Schlüssel hatten Sie also. Und dann mußte Schwechten am nächsten Vormittag als erster in die Wohnung eindringen, während Sie ihm nach einer Weile in Ihrer Verkleidung folgten. Er öffnete Ihnen die Tür und ließ Sie ein. Bei der Teilung der Beuten kam es dann zum Streit, zum Kampf. Schwechten stolperte vielleicht, taumelte zu Boden, und die Gelegenheit benutzten Sie, um ihn niederzuknallen. So müssen die Dinge sich abgespielt haben, müssen …! Denn diese Theorie, die ich ja gestern nachmittag schon Ihrem Onkel und Ihnen im Salon als die wahrscheinlichste entwickelt und von der mich dann nur die Beobachtungen der Geheimrätin und Ihr listiges Spiel abgebracht haben, diese Theorie beantwortet auch überzeugend die eine Frage, auf die Sie schlauerweise bisher jede Auskunft verweigerten: was Sie in Ihrer Maskerade in der Wohnung Ihres Onkels wollten!“

Hiller machte eine kleine Pause. Ich hatte unlängst

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)