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Sein Ton war ein anderer, als er jetzt langsam mit Betonung fragte:

„Stand Ihnen Schwechten wirklich in aufrechter Haltung gegenüber, als Sie den Schuß auf ihn abfeuerten? – Besinnen Sie sich genau.“

„Ja – hoch aufgerichtet. Und in der erhobenen Hand hielt er die schwere Vase wurfbereit,“ erklärte ich ohne lange Überlegung. – Wie hätte ich es auch wagen dürfen, meine erste Aussage jetzt wieder zu ändern …!

Wie Keulenschläge kamen Hillers nächste Worte:

„Sie lügen! Sie haben Schwechten erschossen, als er wehrlos am Boden lag!“

Ich war aufgesprungen.

„Beweisen Sie mir das!“ rief ich hohnlachend, kaum mehr meiner Sinne mächtig. – „Also ein Mörder, ein gewöhnlicher Mörder sollte ich sein! –“

„Zunächst wollen wir das Märchen von der drohend geschwungenen Vase abtun,“ sagte er eisig. „Ich war soeben bei Ihren Verwandten und habe mit deren Zustimmung den Versuch gemacht, ob die gußeiserne Vase wirklich einen Fall aus solcher Höhe aushält. Sie ging in Scherben. Und dabei ließ ich sie nur aus Schulterhöhe auf den Teppich aufschlagen. Niemals wäre sie also ganz geblieben, wenn sie der erhobenen Hand des von der tödlichen Kugel Ereilten entglitten wäre – niemals!“

Ich vermochte nichts zu erwidern, nichts …

„Und nun zu dem Ergebnis der Sektion,“ fuhr Hiller fort. „Die Kugel, die in die linke Stirnhälfte oberhalb des Auges eingedrungen ist, hat ihren Weg etwas schräg nach unten genommen und wurde in der Schädelwand des Hinterkopfes an einer

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)