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in den Türspalt gestellt und drängte mit ganzer Kraft nach. Es gelang mir auch, Schwechtens Widerstand zu überwinden. Der von mir derart Überraschte war jetzt mit einem Satz in dem gleich linker Hand liegenden Arbeitszimmer meines Onkels verschwunden. Ich stürzte ihm nach und versperrte ihm den Weg. Es folgte ein kurzer Wortwechsel. Ich verlangte Aufschluß, was er hier in der Wohnung meiner Verwandten zu suchen habe. Er wurde unverschämt, griff dann plötzlich in die Tasche und riß einen Revolver hervor. Doch bevor er noch auf mich anschlagen konnte, hatte ich ihn umfaßt. Ein wildes Ringen begann. Er war der Stärkere, ich der Gewandtere. Mit einem Male hatte ich den Revolver in der Hand, sprang zurück und drohte ihm, ihn niederzuschießen, falls er nochmals auf mich eindringen würde. Nun verlegte er sich aufs Bitten. Er wollte ja seinen Raub gern herausgeben, ich möchte ihn nur laufen lassen. Und dabei zog er aus der Tasche die Banknoten und die Geldrollen hervor und legte sie auf den kleinen Mitteltisch, auf dem, wie Sie vielleicht auch bemerkt haben werden, eine große antike Vase aus Gußeisen steht. Da ich irgend eine Hinterlist ahnte, war ich auf meiner Hut. Und wirklich –. Im Moment hatte er die Vase ergriffen und wollte sie mir ins Gesicht schleudern. Ich kam ihm zuvor, hob die Waffe, schoß –. Langsam knickte er zusammen, die Vase im Sturz fallen lassend. Sie ging nicht in Scherben, da der Teppich den Fall milderte.

Was dann geschah – ich tat es ganz mechanisch, ohne klare Gedanken, nur von dem Wunsche beseelt, jeden Verdacht von mir abzulenken. Gewiß – ich

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)