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§ 14, 3. BESTIMMUNG DES RÖMISCHEN FUSSES. 93


von Messungen basierte Wert wird nur um ein weniges von dem Resultat überschritten, welches Canina in seinen Untersuchungen über die römische Meile aus der Länge der Säulen Trajans und Marc Aurels berechnet hat. Es ergab sich ihm daraus ein Fuß von 296,35 Millim.[1] An Raper schließt sich Ideler an; er bleibt jedoch bei der runden Zahl von 131 Par. Linien = 295,5 Millim. stehen[2], einem Betrage, welcher in der That beim Flavischen Amphitheater zur Anwendung gekommen zu sein scheint.[3] Wurm, dem Böckh (S. 198) folgt, fußt bei seiner Berechnung ebenfalls hauptsächlich auf Raper, erhöht jedoch das von diesem erhaltene Resultat noch um eine Wenigkeit, indem er den Fuß zu 131,15 Lin. = 295,85 Millim. ansetzt.[4]

Daß indes kein Grund vorlag von der genauen und auch in ihrer Fassung durchaus korrekten Raperschen Bestimmung auch nur um ein geringes abzuweichen, zeigten nachträglich die Bauten Pompejis. Nach zahlreichen Messungen fand Heinrich Nissen[5] als Betrag des


  1. Canina a. a. O. p. 244–248. Beide Säulen sind mit Ausschluß der Basis und des obern Aufsatzes 100 römische Fuß hoch.
  2. Abhandl. 1812–13 S. 160. Bestätigt findet Ideler dieses Resultat durch die Vergleichung der Angabe des Plinius (36, 9 § 71) über die von Augustus zu Rom aufgestellten Obelisken mit der Nachmessung Stuarts. Freilich muß hierbei die handschriftliche Lesart geändert werden (LXXXII für LXXXV). Unter dieser Voraussetzung ergeben sich 130,97 Par. Lin. = 0,29545 M. für den Fuß (S. 161).
  3. Aus den Hauptdimensionen berechnet H. Wittich Philologus XXI S. 16 Anm. 5 die Fußwerte 131,05, 130,98, 130,82 Par. Linien, d. i. 0,2956, 0,2955, 0,2951 M.
  4. Seine Durchschnittsrechnung p. 83–85 ergiebt 131,144 Linien, wofür er schließlich 131,15 Linien setzt. Indes würde er nach seiner eigenen Rechnung noch etwas mehr erhalten haben, wenn er das englische Maß richtig auf französisches zurückgeführt hätte. Raper hatte nämlich den Pariser Fuß auf den englischen in dem Verhältnis 10654 : 10000 reduciert (oben S. 92 Anm. 3), Wurm aber nimmt bei der Zurückrechnung das Verhältnis 10655,5 : 10000 (p. 83 vergl. mit p. 6). Nicht ganz verläßlich ist auch das Verfahren Pauckers (S. 178–186), der das Mittel aus allen ihm vorliegenden Bestimmungen des römischen Fußes zieht, und so 11,650 engl. Zoll = 0,2959 M. erhält. Dabei ist aber die zu hohe Bestimmung nach dem Farnesischen Congius mit in Rechnung gekommen, nach deren Ausscheidung das Ergebnis unter das Wurmsche herabsinken würde (Böckh S. 198). Hussey p. 230 erhält durch eine ähnliche Durchschnittsrechnung aus den Bestimmungen nach den Maßstäben, den Gebäuden und Wegmessungen 11,6496 engl. Zoll = 0,2959 M. Canina p. 243 berechnet als Durchschnitt aller früheren Bestimmungen 0,296240 M. Über Jomards und Karstens Ansätze vergl. oben S. 89 Anm. 1 a. E. Zu erwähnen ist noch die offenbar zu niedrige Bestimmung Letronnes (oben S. 91 f. Anm. 2), der aus vier willkürlich gewählten Elementen den Fuß zu 0,2947 M. und danach die Meile zu 1473,5 M. ansetzt. Den gleichen Fußwert leitet Aurès Étude des dimensions du grand temple de Paestum, Paris 1868, aus dem großen Tempel von Pästum ab (vergl. Revue archéologique, nouv. série, 1869, vol. XX p. 388).
  5. Pompejanische Studien, Leipzig 1877, S. 86. Vergl. auch ebenda S. 225. 390. 585. Sowohl gegen die Messungen als die daraus abgeleiteten Kombinationen
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Friedrich Hultsch: Griechische und römische Metrologie. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1882, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hultsch_-_Griechische_und_r%C3%B6mische_metrologie,_1882.djvu/115&oldid=- (Version vom 29.8.2024)