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So lästerten sie ihn. Dasselbe that auch Einer der gekreuzigten Schächer, der auf der linken Seite, mit Namen Dismas, und sprach:

„Bist du Gottes Sohn, so errette dich, und uns.“

Das verredete ihm der andere Schächer, der zur rechten Hand, genannt Gesmas, und sprach:

„Fürchtest du nicht Gott? und bist doch in derselben Verdammniß! Was dieser leidet, das leidet er unschuldig. Was aber wir leiden, des haben wir wohl verschuldet.“ Und dann sprach er zu Christo:

„Herr, wenn du in dein Reich kommst, so gedenke mein!“

Der Herr sprach zu ihm:

„Fürwahr, ich sage dir, noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“

O wie ein allersüßester Laut ist das dem Schächer gewesen!

Herr Jesu Christe, ich bitte dich, daß ich dir nicht schnöder als dieser Schächer werde, dem du, hangend am Kreuz, in deinem eigenen Leiden zugesprochen hast! Sprich auch zu mir: Fürwahr sag’ ich dir heute, das ist in diesem gegenwärtigen Leben, wirst du bei mir sein im Paradieß, das ist in deiner Gnade zum ewigen Leben! Herr, gib mir, daß ich dieselbe liebevolle Stimme wie der Schächer in meinen letzten Zeiten hören darf!

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Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)