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ich nicht einigen Trost von ihm haben und empfangen werde.“

Hier spricht ein andächtiger Lehrer:

O selige Mutter meines Herrn! Was ist es, daß dich bewegt, zu deinem Sohne zu gehen unter den Galgen des Kreuzes? Wahrlich nichts Anderes, als mütterliche Treue und das Mitleiden deines lautern und reinen Herzens, das umgeben ist mit der Marter deines Liebhabers! O selige Jungfrau, wie ist dein Gemüth erhoben und wie gar sehr möchte deine Seele mit deinem lieben Sohne leiden, auf daß du von seiner Liebe nicht geschieden würdest!

O Frau der Welt! Was stehst du hier? Was wirkest du hier? Wer hat dich hergeführt unter den Galgen des Kreuzes? Was ist dir dieser Galgen? Wer hat dich Königin des Himmels und der Engel und Frau der Welt je erkannt, daß du so kühn gewesen seist, daß du dir nun vorgenommen, zu stehen unter dem Galgen des Kreuzes?

Fürwahr, mag die heiligste Jungfrau auf diese Fragen Antwort geben, sprechend:

Ich habe ja hier meinen eingebornen Sohn, meinen Herrn und allen meinen Trost.

Ja, allerliebste Frau, du stehst mit deinem Sohne an dem Kreuze. Und wie ihm sein Leben zerstört und verwundet ist, also hast du alle seine Wunden vereinigt gehabt in deiner betrübten Seele.

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Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)