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X.
Johannes und die heilige Mutter.

Auch Johannes war in dem Hause des Kaiphas gewesen, und er ging weg, als man früh Morgens die Thore der Stadt öffnete und kam zu Maria der Mutter Gottes und sprach mit großem Weinen zu ihr:

„O meine Fraue und all’ meine Freude, was thust du, oder was gedenkst du, oder was gibt dir der heilige Geist, dessen du voll bist, zu verstehen von den Dingen, die da mit deinem lieben Sohne geschehen sind? O wie gar böse Märe habe ich dir zu verkünden! Aber mich zwingt die Noth und deine Liebe und die Liebe meines Herrn und Meisters.“

Da erschrack sie inniglich sehr, daß sie nicht bald Antwort zu geben vermochte. Doch fand sie mit großem Seufzen diese Worte und sprach zu ihm:

„Was hast du mir zu sagen? Warum weinst du so bitterlich?“

Johannes sprach:

„O meine süßeste Fraue! Die Sache ist groß, der Schmerz noch größer, und die Trübsal wird dir die allergrößte sein.“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)