Veronika.
Dem alle Schönheit weichet,
Wie übel ist es zugericht’,
Wie tödtlich ist’s erbleichet!
Wie voller Wunden ist es nicht!
Ach daß man dir so fahret mit
Dein’ Ung’stalt mich entrüstet!
O daß dir meine Liebsdienst ich
Erzeigen möchte können.
Wie mich beglücket nennen!
Zum Liebeszeichen nimm von mir,
Nimm diesen Schleier inzwischen!
Mit diesem kannst du wenigst dir
Tochter Sion.
spricht zu den Zuschauern:
O Menschen, die ihr hier da steht,
Dem Trau’rspiel habt zug’sehen!
Ohn Mitleid nit von hinnen geht,
Betracht’, was hier geschehen!
Von Feinden läßt sich fangen.
In jeder Qual geduldig blieb,
Aus Lieb’ am Kreuz wollt hangen.
Aus Lieb all’ Schmerzen ohne Zahl
Damit er von der Höllenqual
Euch rett’, was wollt ihr sagen?
Habt ihr’s gesehn, ein solcher Schmerz,
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)