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Veronika.

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Ach Jesu! ach! dein Angesicht,

Dem alle Schönheit weichet,
Wie übel ist es zugericht’,
Wie tödtlich ist’s erbleichet!
Wie voller Wunden ist es nicht!

3540
Mit Speichel ganz verwüstet!

Ach daß man dir so fahret mit
Dein’ Ung’stalt mich entrüstet!
O daß dir meine Liebsdienst ich
Erzeigen möchte können.

3545
Wie würde ich erfreuen mich,

Wie mich beglücket nennen!
Zum Liebeszeichen nimm von mir,
Nimm diesen Schleier inzwischen!
Mit diesem kannst du wenigst dir

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Das Blut und d’ Schweiß abwischen.


Tochter Sion.
     spricht zu den Zuschauern:
O Menschen, die ihr hier da steht,
Dem Trau’rspiel habt zug’sehen!
Ohn Mitleid nit von hinnen geht,
Betracht’, was hier geschehen!

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Ein Gott zu euch aus lauter Lieb

Von Feinden läßt sich fangen.
In jeder Qual geduldig blieb,
Aus Lieb’ am Kreuz wollt hangen.
Aus Lieb all’ Schmerzen ohne Zahl

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Vor euch hat übertragen,

Damit er von der Höllenqual
Euch rett’, was wollt ihr sagen?
Habt ihr’s gesehn, ein solcher Schmerz,

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)