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Ach Jesu, gönne Huld!

Dem armen Menschenkind!

Ein Bube hat Dornen herbeigebracht, welche die Juden zu einer Krone flechten. Nun reißen die Juden den Herrn auf, drücken die Dornenkrone auf sein Haupt und setzen ihn auf einen Stuhl. Unterdessen singt

Der Engel:
Die Rosen aller Ueppigkeit,
Weil du für dich gebrochen,
Das Haupt dem Herrn der Ewigkeit

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Mit Dörnern wird durchstochen!

Dein’ Hoffart ist die Ursach’ des Spottes,
Daß leidet der Eingeborene Gottes!

Die Seele singt:
Ich sieh’ es, meine Eitelkeit,
Mein Hochmuth, meine Zärtlichkeit

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Mit Dörnern grausamlich,

O Jesu, krönet dich!
Meine Hoffart belegt, dich o Gott!
O König der Ehren mit Spott!

Der Engel singt:
Wie lang’ noch wird der Wollust Ros’

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Ergötzen deine Sinnlichkeit;

Wie lang wird Hochmuth, Eitelkeit,
O Sünde, sein dein Ziel und Looß!
Nun jag’ jetzt fort aus deinem Schooß
Betrügliche Ergötzlichkeit!

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Die Demuth sei dein Ziel allzeit,

Der Dorn der Buße sei dein’ Ros’.

Der Engel singt wieder:
Pilatus dem Herodes war
Gewiß kein guter Freund!

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)