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2775
Hast du die Krumme aufgericht?

Bekenn’ es unverweilen!
Bist du es, der verborg’ne Ding’
Erkennt, eh’ sie geschehen?
Ich will dich b’schenken nit gering,

2780
Sagst du, wie’s mir wird gehen?

Sag’, wer dir G’walt gegeben hat,
Als König einzureiten?
Warum auch wollt’ die ganze Stadt
In Tempel dich begleiten?

2785
Man sagt, du habest Wunderwerk

Gewirket nach dem Hundert;
Zeig’ auch vor uns die Wunderwerk,
Die man so sehr bewundert!
Mach Wein aus diesem Wasser hier,

2790
Wie du gethan vor Jahren!

Und alsobald soll Gnade dir
Von mir selbst widerfahren!
Mach, daß sich dieses kleine Brod
Vor unsern Augen mehre!

2795
Wenn’s sättigt unsre Kriegesrott,

So soll’s dir bringen Ehre! – –

Da Christus fortwährend schweigend dasteht, spricht Herodes weiter:

Was b’sinnst dich lang? Ein Wunder thu!
Ich schwör’ bei Thron und Krone,
Daß ich dir will verschaffen Ruh’,

2800
So wahr als ich hier wohne!


Ein Diener spricht:
Er schweigt; er schaut aus ganz verwirrt,
Entfärbet und erblasset!
Ich glaub’ darum, weil er verspürt,
Daß ihn sein Kunst verlasset.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)