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Am
heiligen Charfreitag,

Mittags 12 Uhr, nimmt die Vorstellung ihren Fortgang und wird mit einem Vorspiel eröffnet.

Die Vorspiele wechselten in den verschiedenen Jahren. In unserer Handschrift steht Folgendes:

Christus ist im Kerker. Auf der Bühne erscheint Petrus und bei ihm der Engel der Hoffnung, auch Judas tritt auf, und diesen begleitet der Fürst der Hölle. Recht bezeichnend für die Geschmacklosigkeit der Zeit hält der Engel der Hoffnung dem Petrus einen Anker vor, und der Fürst der Hölle, der eine brennende Fackel trägt, klopft dem Judas immer wieder vertraulich auf die Schulter.

Judas spricht:
Ist denn schon hin aller Gnaden Glanz,

1650
Versperrt die Hoffnungspforten?


Fürst der Finsterniß.
Ja, ja, du bist verloren ganz,
Der Höll’ ein Opfer werden.

Petrus.
O mich Treulosen! Ach wie lang
Soll ich des Lichts noch g’nießen!

Engel der Hoffnung.

1655
Nur hoff! laß dir nit werden bang,

Laß nur die Zäher fließen!

Judas.
Das böse G’wissen beißt und nagt,
Will mir kein Ruh gestatten.

Fürst der Finsterniß.
Dasselbe billig dich verklagt,

1660
Weil deinen Gott verrathen.


Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)