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Zehnter Auftritt.

Die betrübteste Mutter Maria mit Magdalena und Marta will Jesum aufsuchen.

Maria.
O Angst! mein liebendes Mutterherz
Wird allzusehr beklemmet.
All’ Augenblick sich mehrt der Schmerz,
Wer ist, der selben hemmet?

1205
O Sohn! dein Leiden ist mein Pein,

Dein Leben ist mein Leben!
Wer gibt mir, so beglückt zu sein,
Für dich mein Seel’ zu geben?
Ach, schone deinen Sohn, o Gott,

1210
Ansonst auch mir nit schone!

Verein’ zur höchsten Gnad im Tod
Die Mutter mit dem Sohne!

Magdalena.
Ein gleicher Schmerz beängstigt mich,
Ich muß ihn nochmal sehen.

1215
Drum wollen wir begleiten dich

Und g’schwind nach ihme gehen.

Marta.
Ich weiß, daß er das Osterlamm
Auf Sions Bergen ’gessen,
Vielleicht des Leids uns allzusamm

1220
Macht dieser Berg vergessen.


Maria.
So geht denn, meine Freundinnen,
Und laßt uns Alles wagen!
Damit wir finden nochmal den,
Nach dem wir Sehnsucht tragen.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)