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Jetzt schwätz! jetzt klag’ und lüg’ brav drauf

Und spar’ auch nicht das Schwören!
So schwarz du kannst den Meister malen,
So wirst du desto schöner,
Sag, daß kein Werk mehr kann gefallen

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Dir an dem Nazarener.


Levi der Diener.
Komm’ nur! es seind die Herren heut
In einem guten Zeichen;
Du wirst auch ohn’ Beschwerlichkeit
Dein Ziel und End’ erreichen.

Jetzt wird der Vorhang vor der Rathsversammlung wieder weggezogen, Judas tritt ein, verneigt sich vor den Herren und Caiphas ruft ihm freundlich entgegen:

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Wie geht’s, mein Judas? Hast vielleicht

Mit Jesu dich entzweiet?
Dein Klagen all’n zum Trost gereicht,
Dein Hiersein uns erfreuet.

Judas.
Ihr Herren! weis’ und hochgelehrt,

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Hört mein gerechtes Klagen!

Mein Meister ist es nit mehr werth,
Daß ihn die Erd’ soll tragen.
Sein Jünger ich mich schäm’ zu sein,
So boshaft ist sein Leben,

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Ich ihn an Euch will liefern ein,

Sagt, was ihr mir wollt geben?

Annas.
Auf meine Mühl du Wasser tragst,
Ich hab oft selbst betheuert,
Dein Meister seie wie du sagst,

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Dein Wort der Wahrheit steuert.


Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)