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wollen, da sei ihr das Bild des Simon von Cyrene eingefallen und der Spruch Simons, als man ihn zwang, dem Herrn sein schweres Kreuz tragen zu helfen:

Und muß das Kreuz getragen sein,
So sei’s in Gottes Namen;
So geb’ ich meinen Willen drein,
Sonst seyn zwei Kreuz’ beisammen.

Im Jahre 1803 lag ein Trupp Franzosen in der Stadt, vor denen man sich fürchtete, so daß man vom Spielen abstehen wollte. Als das der commandirende Offizier erfuhr, so setzte er sein Ehrenwort ein, daß von seinen Leuten das Spiel nicht gestört werden solle. Ein französischer Soldat zog beim Kreuzweg den Säbel. Warum? Es erbarmte ihn die Marter Christi und er wollte den groben, unfläthigen Juden wehren.

V.

Auf den Grünen-Donnerstag war die Bühne und Alles bereitet, und Abends sieben Uhr begann das Spiel.

Auf der nördlichen Seite der sehr großen, herrlichen Pfarrkirche ist ein freier Platz, der sich der ganzen Länge der Kirche entlang und noch soweit darüber hinaus ausdehnt, daß auch der östliche Chor und die westliche Wand vollständig frei stehen.

Liest man in alten Büchern, daß die Aufführung von Passionsspielen gerne auf den Kirchhöfen stattgefunden

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Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)