O wie viel oft hatte die allertraurigste Mutter hinter sich gesehen zum Grabe ihres Sohnes. O wie ist sie mit viel Klage gen Jerusalem gegangen, die Weinende geführt von Weinenden!
O Tochter Sion, größer als das Meer ist deine Trübsal!
Als Maria also weinend durch die Straßen Jerusalems geführt wurde, da kehrten sich Viele mit bewegter Gütigkeit zu ihr und Manche mochten sich der Thränen nicht enthalten.
Johannes führte die heilige Mutter in sein Haus und ehrte sie über seine eigene Mutter und tröstete sie; aber sie mochte von allen ihren lieben Freunden nicht getröstet werden; denn ihr Tröster lag im Grabe.
Aber hier magst du Wunder nehmen, daß Maria, die doch mehr Schmerzen gelitten als alle Menschen in der ganzen Welt je empfinden können, vor großen Schmerzen nicht gestorben ist.
Dessen sind drei Ursachen:
Die erste war die Nachricht der Auferstehung ihres Sohnes nach dem dritten Tage.
Die andere ist die Erlösung alles menschlichen Geschlechtes von dem Gefängnisse des Teufels.
Die dritte das ist der heilige Geist, der sie stärkte, daß sie in so vielen Leiden nicht verschied.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)