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besser gegangen ist. Portraits von dieser Art malen mehr die Seele, als das Vehikel derselben, den Körper. – Diese Wahrheit spricht auch das dritte Portrait eines schon etwas ältlichen Mannes durch die ausgezeichnetsten Züge von Behaglichkeit und Bonhommie deutlich aus. Man sollte schwören, das Original zu kennen, auch wenn man es nie gesehen hat; der Mann steht nicht auf der Leinwand, sondern er lebt. Außer dem Kopf eines armen alten Schuhmachers, welcher in Friedrichstadt bei Dresden lebte, welchen Graf der Vater um seines originellen Ausdrucks von Ehrlichkeit willen malte, und vor vielen Jahren aufstellte, entsinne ich mich kaum, etwas Ausgezeichneteres in dieser Art gesehen zu haben. Beinahe zweifle ich, daß unter den gegenwärtig in Europa lebenden ausgezeichneten Portrait- und Geschichtsmalern sich viele finden, deren Kunst Fr. Matthäi weit überträfe. Graf, der Vater, welcher, als Portraitmaler, lange Zeit für ein schwer zu übertreffendes Muster galt, scheint wenigstens vollkommen durch das Talent dieses Künstlers ersetzt zu seyn.

Nach den Portraits von Fr. Matthäi, gebührt wohl dem Bild der hochverehrten Königinn von Sachsen in ganzer Figur und etwas übergewöhnlicher Größe die ausgezeichnetste Stelle. Dasselbe ist, wie man versichert, von keinem eigentlichen Maler, sondern von einem Dilettanten, dem Hofschauspieler Geyer gefertigt. Man sieht, daß die Musen sämmtlich Geschwister sind, und einander freundlich die Hand bieten. Der Schauspieler Geyer erscheint als Intestaterbe der Talente des verstorbenen Portraitmalers Graf, und hat in dieser musterhaften Darstellung von dieser Erbschaft den würdigsten Gebrauch gemacht. Das Bild versinnlicht und verbindet in der sprechendsten Ähnlichkeit die geistvolle Würde der Königinn mit den freundlichen Zügen mütterlichen Wohlwollens. Und beide sprechen in gleicher Stärke zu den Herzen aller wackern Sachsen.

Prof. Hartmann, ein gewiß sehr verdienter und mit Recht geschätzter Künstler, der dies schon in hohem Maße durch seine zahlreichen und ausgezeichneten Schüler beurkundet, gibt dem Auge diesmal zwey weibliche Portraits in ganzer Figur Preis. Ich kann nicht bergen, daß mir diese Bilder des sonstigen Ruhmes dieses Meisters unwerth scheinen, und daß sie ihren Nachbarbildern an lebendigem Ausdruck und harmonischer Färbung ohnstreitig nachstehen. Zwar findet das Idealisiren des Portraitmalers an der Wirklichkeit und an der Pflicht der Treue stets seine Gränze. Auch mag wohl der Künstler zuweilen durch die Launen seiner Originale chicanirt und gehemmt werden. Die beiden weiblichen Originale dieser Portraits, vornehme Polinnen, wie man sagt, würden es ihm ganz gewiß verziehen haben, wenn er in einem Stück minder treu gewesen wäre, vorausgesetzt, daß es nicht der Fehler des Künstlers, sondern derjenige der Originalität ist, daß beide Conterfeye, ehrlich gesagt, auf dem einen Auge – schielen, oder doch das in hohem Maaße besitzen, was man einen sogenannten falschen Blick haben nennt.

Von der nicht ganz unbedeutenden Anzahl anderer mit mehr oder minderer Kunst gemalter Portraits nenne ich bloß die Namen ihrer Meister. Es sind die Herren Rößler, Sattler, Müller, Wieland, Berthold, Baumann, Schuhmacher, Hofmann u. a. m., welche Portraits in allen Formen geliefert haben. Auch die bessern unter denselben reichen kaum entfernt an die Vollendung der Matthäischen Bilder.

Von Miniaturportraits hat mir ein einziges, von Ehregott Grünler als sehr verdienstlich geschienen.

Der Ausbildung des Talents des Landschaftsmalers sind von jeher die herrlichen Gegenden Sachsens, insbesondere die Gegend um Meißen und Dresden günstig gewesen. Die berühmten Meister Klengel und Zingg haben sich hier eine eigene Schule gebildet, aus welcher eine Menge wackerer Landschaftszeichner und Maler hervorgegangen sind. Die Spende besserer Landschaften ist indessen diesesmal keineswegs sehr reich.

Von dem Veteran Klengel sind fünf kleinere Landschaften vorhanden, unter denen sich die eine im italiänischen Geschmack durch die glühende Wärme, in welcher die reizende Gegend schwimmt, und in deren Ausdruck dieser Künstler bekanntlich seinen Meister sucht, ungemein auszeichnet.

Dahl, einer der fleißigsten und geschicktesten der hier lebenden Landschaftsmaler, liefert mehrere vorzügliche Tableaux. Das ausgezeichnetste derselben ist eine felsige Waldgegend mit den Ruinen einer Burg auf einem isolirten Fels und einem Wasserfall, der die größte Breite des Bildes einnimmt. Bei vielem Verdienst scheint mir dies Bild doch im Ganzen des Eindrucks zu verfehlen, den es beabsichtet. Das bewegte und unaufhörlich bewegliche Leben des Wassers ist kein Gegenstand zur Fixirung für den Pinsel, und doch bleibt diese schwierige Aufgabe sehr verführerisch für den Maler.

Die herrliche Aussicht von der Bastey in der sächsischen Schweiz scheint dem nämlichen Meister ausnehmend gelungen. Die Felskolossen des Königsteins, Liliensteins und der übrigen Felsenhöhen, steigen von der Abendsonne beleuchtet aus blauen Düften höchst malerisch hervor.

Eine Gegend aus dem großen Garten, eine Partie von Potschappel und eine Partie aus dem Plauischen Grund von K. G. F. Faber haben viel Verdienst, und sind treue Naturbilder.

Das Genie des Landschaftsmalers C. T. Friedrich hingegen scheint sich mehr zu idealisch-landschaftlichen Dichtungen hinzuneigen. Vier von demselben gelieferte Landschaften tragen sämmtlich diesen Charakter, z. B. eine Schilfpartie mit Schwänen und dem Mond im ersten Viertel, in welcher der vom Mond erhellte, aus dem Wasser aufsteigende Dunst mit unnachahmlicher Kunst behandelt ist.

Fast noch schöner ist die Berggegend am Morgen; die Aussicht von einer Berghöhe auf ferne Thäler, aus welcher dunstiges Gewölk aufsteigt. Das Schauspiel des den Thälern entquellenden, vom Winde gejagten, und sich an den Abhängen der höhern Gebirge, deren Gipfel oft gänzlich frey

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Tauscher: Bericht über die Kunstausstellung in Dresden 1820 usw.. Friedrich Tempsky, Prag 1820, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hesperus_1820_Kunstausstellung_in_Dresden.djvu/3&oldid=- (Version vom 17.11.2024)