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Der Sieg der Wahrheit, des Wahrhaftigen, zu dem alles Wahre hingehört. Mit übermächtigem Heimweh, das nicht den Mann zum Kinde, wohl aber das Kind zum Manne macht, schauen wir in dieser Feierstunde unseren Vätern nach, die, hier im Frieden abgefahren, sich auch dort im Frieden freuen. Wir gönnen ihnen die Ruhe der Heiligen, sie haben den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und den Glauben gehalten. Ihrer würdig zu werden und zu bleiben versprechen wir. Und über sie hinaus blicken wir vertrauensvoll auf den durch Leiden vollendeten Vollender. Du wirst nicht betrügen, die auf dich trauen, noch die verlassen, an die du so viel gewendet hast. „Eine weitaufgesperrte Türe ins Paradies“ nennt Luther die teure Rechtfertigung aus Glauben. Welche er gerecht gemacht hat, die will er auch herrlich machen.

 Gemeinde Jesu Christi! Wie klein und unansehnlich wird aller Kampf angesichts der Freude, die er gebiert, wie groß und hehr wiederum wird aller Streit, wenn er solche Freuden bringen kann. – Sage selbst, ob das Dogmen, Lehrsätze, veraltete Katechismusstücke oder ob es nicht vielmehr Lebenskräfte sind, würdig, täglich gepredigt, vielmehr täglich erlebt zu werden?

 September 1823, September 1923: wie wird dieses Säkularfest einst gefeiert werden? Mit Schmückung der Prophetengräber und Verleugnung des Prophetengeistes? Mit viel schönen Reden und goldenen Feiern und innerem Zerfall? – Wir befehlen euch und uns der behütenden und bewahrenden, der rettenden und durchrettenden Gnade, die ich in dieser Morgenstunde aus tiefster Seele dankend preisen wollte.


 Eine persönliche Erinnerung sei mir am Ende vergönnt, Vor sechsundzwanzig Jahren (am 9. Dezember 1887) habe ich in dieser Kirche die Ordination empfangen. Die teuren Männer, die mir fürbittend und segnend die Hände auflegten, sind daheim, Schick, Caselmann, Wucherer, Leonhard Stählin – ich segne dankbar ihr Andenken, und viele tun es mit mir. Ein Zeuge jener Stunde lebt und wirkt noch an dieser Gemeinde: Gott schenke ihm viel Frieden! – Oft hat die Erinnerung an jene Weihestunde mich gestraft, aber viel öfter hat sie mich aufgerichtet: Sei getrost, dein Meister ist da, der ruft dich, daß er dir helfe.

 Ihm und dem Bekenntnis meiner Kirche, die Ihn am innigsten ehrt und am herrlichsten lehrt, will ich die Treue halten und will nie vergessen, was es um Seine Treue ist, die kämpfen heißt und lehrt und – lohnt. – Amen.