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vor Seinem Leiden: „Ich habe Dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das Du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte“... Ihm, der herabkam nicht um den eignen Willen zu tun, der über Leiden und Not weggeführt und alsbald den Sieg hätte erringen wollen, dem die Zinne des Tempels versuchlich war und der Blick vom Berge über Weltgeschichte und Weltgeschicke im Glanz der Vollendung Anfechtung bereitete, ist aus dem, das Er litt, Gehorsam als Lebenskunst und Lebenskraft aufgegangen und zugewachsen. Der Herr läßt in ein großes schreckhaftes Mysterium Einblick tun, wenn Er davon spricht, daß Er nicht gekommen sei, Seinen Willen zu vollbringen. Ungeahnte Kämpfe, unfaßlicher Widerstreit von Pflichttreue und Meinung tuen sich auf. Die Gemeinde lernt verstehen, was es um den göttlichen Gehorsam Großes sei, der bis zum Tode, ja zum Tod in Kreuz und Schande ausreifte und ausreichte. Das mattfarbige allzusüßliche Jesusbild verblaßt in solchem heilig kraftvollen Ernste. Die harten herben Farben prägen sich auf dem Antlitz Dessen ab, Der in der schwersten Stunde den ganzen großen Sieg errungen hat. Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe! Entschluß des Opfers ist einer festlichen Stunde frohe Gabe, Ernst des Opferns des schweren Tages Inhalt und Arbeit, aber die schlichte verzichtende Willigkeit zu wahrer Willentlichkeit, die Bereitschaft, sich wollen zu lassen und dabei doch in Selbstbehauptung zu stehen ist das Ziel der Mühe. – Gottes Wille und der Seines Gesandten sind in heißem Streite, aus prüfungsreichen Stunden Eins geworden und in der letzten Stunde hat auch der Sohn, der Sich unterworfen hat, sagen dürfen: Vater, Ich will, weil Er ganz in den Willen des Vaters eingegangen war und diesen so für Sich gewonnen hatte. –

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 Diesem Gehorsam, in den Jesus sich senden und brauchen ließ, den Er bewahrte, bewährte und behielt, ist von Dem, Der ihn erfuhr und erprobte, treulich und in klarer Herrlichkeit geantwortet worden. Der Vater ist nicht ungerecht, daß er der Arbeit vergäße. Mir, spricht Jesus, ist gegeben – nicht von der Anerkennung schwankender und schwacher Menschen geliehen, daß sie vom Gemeindeurteil und dem jeweiligen Ergebnis menschlicher Subjektivismen leben müßte. Ein Ich-Christus, ein Gemeinde Christus, im Urteile der Jahrhunderte umgeprägt und umgestaltet, heute wegen dessen erhoben, weswegen das Morgen Ihn verwerfen wird, ist ein haltloses Phantom, ein armseliges Symbol, für Suchen und Nichthaben, für Haben und Nichthalten. An solchen Göttern stirbt ein Mensch. Wer kann Ihm