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München ich so manchmal stehe. Nicht so sehr, was er uns gab als wie er gab, mit der Wärme persönlicher Überzeugung, in der Hingenommenheit von den Kostbarkeiten der Heil. Schrift, hat uns das Herz gewonnen. Am vorigen Dienstag aber stand ich am Grabe eines gottbegnadeten und reich gesegneten Religionslehrers, des Kirchenrats D. Friedrich Boeckh, der 28 Jahre lang die Gymnasialjugend zu begeistern, zu beleben verstand und mit Liebe zu Gottes Wort erfüllt und evangelisches Christentum ihr teuer gewahrt hat. Um noch eines Mannes zu gedenken, der aus dem nahen Hennenbach stammt, meines teuren Mitschülers Friedrich Eckerlein, gestorben 1905 – wie oft haben mir seine Nürnberger Schüler gesagt, daß von allen Eindrücken ihrer Jugendzeit der größte der war, wenn er die Konfirmanden unter seinen Schülern zu sich berief, um mit ihnen ein letztes Wort zu reden. Eckerlein war kein „liebenswürdiger“ Lehrer, aber die Treue mit ernstem Verantwortlichkeitsgefühl verbunden, die Heiligung des Willens und der Respekt vor dem Heiligtum lag auf seinem Wesen und adelte es und alle, die ihm anhingen und zuhörten. In den Aufzeichnungen des Gymnasialdirektors Dr. Oskar Jäger findet sich die Behandlung der Stelle 2. Sam. 18, 14, wie Joab dem abtrünnigen Absalom drei Speere ins Herz stößt. „Drei Speere, einen dem Verräter seines Vaters, den andern dem Aufrührer gegen seinen König, den dritten dem Frevler gegen seinen Gott! Mag dies auch eigenwillige Erklärung sein, – wenn man die Schrift so ernstlich liest und nimmt, ihr sein ganzes Interesse zuwendet, so muß man Freude am Schriftwort erwecken und erhalten. Um gute, anregende, fesselnde, innerliche Religionslehrer zu beten soll niemand sich gereuen lassen. Sie tun der Kirche, dem Vaterland den besten Dienst.

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 Treue gegen Gottes Wort und gegen den, von dem es zeugt, gegen Jesum Christum, unsren Herrn. Es ist neuerdings der Kampf um seine Person auch in unsrer Landeskirche entbrannt. Wir wissen und bekennen dies mit tiefem Weh. Aber wir können nicht anders, wir müssen bei dem bleiben, was unser Katechismus im 2. Artikel von Jesu Christo aussagt. Die Herrlichkeit des Menschensohnes, die Niedrigkeit des Gottessohnes, des Königs, der ein Knecht, des Priesters, der ein Opfer

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Hermann von Bezzel: Pflichten in ernster Zeit. Carl Junges Buchhandlung, Ansbach 1914, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Pflichten_in_ernster_Zeit.pdf/8&oldid=- (Version vom 8.8.2016)