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gebannten Kreatürlichkeit abhängig war, das ist das Große. Dieser Todesleib ist jetzt Jesu Ehrenkleid. Jetzt trägt Er ihn im Gegensatz zu Seinem Vater, der keinen nach unserer Art sichtbaren Leib hat; Er trägt den Menschenleib nun in seiner ganzen Herrlichkeit und Schöne. Jetzt trägt Er einen sein ganz verklärtes göttliches Wesen aufs wirksamste und deutlichste ausprägenden und ausgestaltenden Herrlichkeitskörper.

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 Sollte, so fragen wir nun, nachdem Er ihn geschaffen, für ihn gesorgt, ihn seinem Sohne gegönnt hat, sollte nun der Leib im Grabe für immer zerfallen? Zwar, meine Christen, die Verwesung, vor der wir uns so fürchten, erleben wir alle 10 Jahre einmal. Von den Stoffen, aus denen unser Leib vor 12 Jahren bestand, ist jetzt gar nichts mehr übrig, sie sind verwest und erneut. Dein jetziger Leib ist ein ganz anderer als der deiner Kindheit! der Leib der Jugend und des Greisenalters sind ganz verschiedene Lebensgestalten. Jeder Arzt wird dir das sagen, daß von dem ursprünglichen Leib deiner Kindheit nun kein Atom mehr übrig ist. Wir werden immerfort in den Verwesungsprozeß hineinbezogen und sterben täglich. Nun kommt der große, schwere, uns alle mit Bangen erfüllende Moment, wo wir den Tempel abgebrochen sehen und unsere Seele vom Leibe sich trennt. Es bleibt ein Weh; denn die Herberge verläßt man nicht gerne. Wir haben in ihr Sonne und Sturm, Regen und fruchtbare Zeiten, Friede und Sorge, Angst und Freude erlebt. Wir haben unter dem Leib gelitten und haben unter ihm wieder Freudestunden gehabt. Wir haben uns an ihm aufgerichtet und sind an ihm zu schanden geworden. Er hat uns in schweren Tagen über uns selber hinüber gehoben und er hat wiederum an schweren Tagen mit uns, unter uns und in uns gelitten. Und nun heißt es scheiden. Und die Seele ist bloß, wie der Apostel sagt, wir sind entkleidet. Soll das so bleiben? Soll die Seele in der Zeit der Vollendung unvollendet sein? Soll sie des Organes entbehren, durch das sie sich äußert? Soll die Seele loben wollen und nicht loben können, weil der Mund fehlt? Schauen wollen und nicht schauen können, weil das Auge gebricht? Soll die Seele hinwallen wollen zum Throne der ewigen Erbarmung und nicht können, weil sie nicht gehen