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zerlesenste Buch der Erde. Wahrlich merkwürdig, die Menschen, die den Leib den Kerker ihrer Seele heißen, haben so viele Zeit für ihren Leib übrig. Ich gehe nicht ins einzelne, nicht auf die Pflege des Leibes, auf die Schönheitspflege, an die viele Menschen Stunden, edelste Stunden des Tages verschwenden, während sie für den Morgensegen keine Zeit haben; ich gehe nicht darauf ein, wie viel Menschen Reisen – in Bäder, aufs Land – vornehmen, während es ihnen zu beschwerlich ist, die 5 Minuten von ihrer Wohnung entfernte Kirche aufzusuchen. Seht, so schätzt man den Leib; denn der ist bei den meisten Menschen die Hauptsache. Darum wird diese Hütte gestützt und ausgebessert und immer wieder mit neuer Kraft versehen und alle Hilfe, die der Arzt geben kann, mit Eifer und Andacht und mit einem unbedingten Glauben ergriffen und benützt. Wenn die Kirche so viele Gläubige hätte, als ein einfacher Arzt, welche Siege würde sie erringen!

 Gott sieht auf den Leib. Er gibt einfache, schlichte Gesetze und Ordnungen; er läßt uns durch seinen Apostel sagen: Wisset ihr nicht, daß euer Leib... denen gegenüber, die da sagen: ich kann mit meinem Leib tun, was ich will, ich kann ihn vernachlässigen, schwächen, zu Grunde richten, ihn zum Sklaven der Sünde entwürdigen, in den Schmutz der Lüste hinabziehen! sagt der Apostel: ihr seid nicht euer selbst. Und denen, die ihr Leben zu hoch schätzen, zu sehr lieben, sich auf ihren Leib zu sehr verlassen, in ihn verliebt sind und ihm ganz vertrauen, sagt er: Euer Leib ist ein Tempel des hl. Geistes, aber nicht der hl. Geist selbst! Indem Gott den Leib schuf und für ihn sorgt, hat er seine Hochschätzung uns schon gelehrt.

 Aber noch ein Drittes kann die christliche Gemeinde nicht vergessen. Der Leib mit seiner Lebendigkeit, mit seiner Tragkraft und seiner Müdigkeit, der Leib, dessen Übelbefinden auf meine Seele wirkt und der von meiner Seele beeinflußt wird, ist derselbe, den mein Herr Jesus getragen hat. Dadurch, meine Christen, wird unser Leib in eine besondere, neue Würde hinaufgehoben, daß das ewige Wort Gottes Fleisch ward, gleich als ein anderer Mensch..., daß Er von den Kümmerlichkeiten des Leibeslebens: Hunger und Durst, Frost und Hitze, von der Dürftigkeit einer ins Leibesleben