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aufgelegt und das Gebet des Amtes der Lehre ihr hiemit vermittelt. Es wird das Gebet des Amtsträgers und damit des gesamten Amtes, für das aus ihm hervorgegangene Amt der Barmherzigkeit der einzelnen zugeeignet, auf daß sie wisse, daß der Herr Sich in dieser Stunde zu ihr bekennt. Und wo Er Sich bekennt, tut Er es nicht mit leeren Händen, sondern Er gibt Gnaden, nicht sonderlicher Art, aber Gnaden zur besonderen Art des Dienens, jene Gnaden, die jeder Christ jeden Tag haben muß, die aber in sonderlicher Weise den einzelnen mitgeteilt werden, weil sie ihrer sonderlich bedürfen. So wenig wir an der magischen Kraft der Handauflegung festhalten, so gewiß ist es doch, daß die Handauflegung nicht eine bloße inhaltlose Ceremonie ist, sondern daß sie wahrhaftig Gebetsgnaden vermittelt, nicht sonderliche Gnaden, – denn es sind eigentlich alle Seine Gnaden sonderlich, – nicht eigene Gnaden, sondern Gnaden, die dem eigenen Dienst sich anpassen. Wenn eine unter Ihnen nach der Einsegnung nichts verspürte, so wäre das kein Zeichen gegen die Realität der Sendung, es wird noch kommen: „So seid auch ihr geduldig und wartet“, es kommt noch. Und wenn die Stürme kommen, so möge es Ihnen ergehen, wie es jedem Knecht der Kirche ergeht. Trösten Sie sich des Berufs und gedenken Sie der Abendstunde des 9. Mai, in der Sein Knecht im Namen seines Herrn Ihnen einen Gruß der Ewigkeit hat entbieten dürfen, der Stunde, in der Sein Knecht hat sagen dürfen: „Lasset sie im Frieden, sie will ein gutes Werk an Mir tun!“ Ja, Sie dürfen fröhlich gewiß sein, daß keine leere Ceremonie zu vollziehen der Diener der Kirche sich hergibt, daß er viel zu groß von seinem heiligen Amte denkt, als daß er sich zu irgendwelcher Sentimentalität brauchen ließe. So gewiß er sich getröstet, daß vor Jahren sein Herr mit ihm gehandelt hat und ihn ausgesandt, daß er im Schweiße seines Angesichts zur Einbringung der zur Reife sich neigenden Ernte helfen möge, so gewiß ruft sie der Herr durch den Mund Seines Knechts, und wenn Er Sie beruft, dürfen Sie aus Seinen Händen