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Hauses darin gefunden werden, daß es die Lehre so sehr betont. Es mag ja die Wirklichkeit zunächst gering und unscheinbar sich ausgenommen haben, der Wahrheit des Ideales gegenüber. Es wird wie es bei allen Idealen im Reich Gottes zu ergehen pflegt, auch zur Ausgestaltung der in ihnen gelegenen und durch sie gegebenen Potenzen nach längere Zeit bedürfen, aber um nur Eines zu nennen: die Gründung der sog. Blauen Schule, welche Löhe als so wichtig anerkannt hat, beweist nichts anders, als das vielleicht nicht einmal ganz bestimmte Bekenntnis, es müsse auf Lehre alles Diakonissentum sich aufbauen, wenn es nicht zu allgemein humanitärer Bewegung verflachen und ausarten solle. Und darum ist je und je die Schulung der künftigen Schwestern betont worden, und muß, je mehr die Aufgabe sich erweitert, mit allem Ernst betrieben werden, da nichts, gar nichts, die Festigung in der Lehre zu ersetzen vermag, da, wo Festigung und Gründung in der Lehre nicht vorhanden, routinierte Christen „Helden des Schlagworts, Größen methodistischer“ Technik, im schlimmsten Falle sogar „undogmatische Leute“ erstehen, Treibhauspflanzen, welche das Los mit allen ephemeren Existenzen teilen, die nach außen sich rasch ausdehnen und auswachsen, aber auf Kosten des größten, was es gibt, des wurzelhaften, kernigen, innerlichen Lebens. Die Grundgedanken liegen in ihrer Lehre, sind und bleiben lutherisch, die Formen kann man mit der Oekumenicität, die eben nur unsere Kirche üben kann, füglich aus frommen katholischen Kreisen herüber genommen sich denken. Denn es ist doch nicht ganz an dem, wie Disselhoff in seiner Denkschrift „Jubilate 1886“ sagt, wo er das Hohelied der Diakonie mit begeisterten Worten singt, daß die Diakonie unserer Tage, organisches Gewächse der evangelischen Kirche sei wieder aufblühend nach apostolischem Vorbilde. Aber der Grund, dem sie ihr Leben verdankt, ist und bleibt lutherisch, die Form ist katholisch. Und bei der Weitschaft, mit der Löhe alle Formen sich gefallen ließ, insofern nur der rechte Geist in ihnen lebte, wie er überhaupt der vorvatikanischen Kirche freundlich