Seite:Hermann von Bezzel - Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie.pdf/51

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
5. Stunde.
Mittwoch Morgen.

Gebet: O Herr, wir bitten Dich, Du wollest diese Deine Mägde, wie sie in der armen und verachteten Gestalt ihres Königs einigen Trost und ewige Hilfe zu finden begehren, so auch sich nicht ärgern lassen an der armen Gestalt ihrer Kirche, in die sie durch ihre Taufe sind aufgenommen worden, sondern wollest ihnen das Auge schärfen für die verborgenen Geheimnisse Deines Liebesrates an dieser Kirche und für die großen Gedanken Deiner Gnade über ihr, auf daß auch an ihrem Teil Dein Name gepriesen werde und Deines Reiches Zukunft könne gefördert werden, der Du lebest und regierest, wahrer Gott immer und ewiglich. Amen.


 Man könnte nun die Frage erheben, ob denn wirklich das spezifische (und charakteristische) Charisma unserer Kirche die Treue zum Worte sei. Steht nicht die reformierte Kirche mindestens ebenso treu zu demselben, verdanken wir ihr nicht bedeutende Bereicherungen in biblischer Theologie, ist sie nicht Wahrerin der Verbalinspiration (Wortunfehlbarkeit der Schrift)? – Gewiß, und doch darf und kann von allem Gesagten nichts zurückgenommen werden. In der (bereits bemerkten) kindlich treuen, nicht knechtisch ängstlichen (reformiert), noch heroisch gewaltsamen (katholisch) Stellung zum Worte liegt unsere sonderliche Gabe. – Und in dieser Gabe liegen die übrigen Beziehungen zu den Dingen beschlossen. – Sobald das Wort in Anwendung kommt, merkt man seine geistleibliche