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das Ergebnis mannigfacher erziehlicher Faktoren, und diese natürliche Vorbedingung läutert und reinigt der Hl. Geist Gottes. Wenn in der Auffassung des Herrn Jesu Christi schon Verschiedenheiten auftraten, die aber alle zusammenklingen in dem Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott,“ so mußten auch in der Auffassung des christlichen Lebensideals verschiedene Meinungen zu tag treten. Und doch sind alle darin eins: „wir wollen Ihm unser Herz geben, der Sein Leben für uns gegeben hat.“

 Auf welche Weise man sein Herz gibt, das ist nicht die erste Frage; die erste Frage ist, daß man es Ihm gibt. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachten wir die konfessionellen Besonderungen, vorgebildet in den apostolischen Männern. So wie in Adam die ganze Menschheit befaßt war, so wie in Abraham das ganze Gottesvolk im Keime vorhanden gewesen, so waren in den ersten verschiedenen Auffassungen wie Christi, so des christlichen Lebensideals, die Keime für die verschiedenen späteren Darstellungen der Kirche gegeben. Was in den einzelnen enthalten war, das hat sich in der Gesamtheit ausgelebt und entfaltet. Die Sonne ist durch verschiedene Betrachtung doch dieselbe. Es brechen sich wohl ihre Strahlen prismatisch, und es sind doch dieselben Strahlen, welche Licht und Leben, Freude und Heil allen denen bringen, die nach ihr begehren. Ich habe damit natürlich eine milde Darstellung der einzelnen Konfessionen gegeben und will durchaus nicht verneinen, daß die Sünde sich mächtig hineingedrängt hat; aber das steht mir ganz fest, daß auch, wenn die Sünde nicht gekommen wäre mit ihrer ganzen zerstörenden, zertrennenden Macht, Konfessionskirchen doch hätten kommen müssen. Wenn sich auch bei den Aposteln schon die Sünde geregt hat, so war die Sünde hier nicht die Ursache der Trennung.

 Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die Entwicklung der Kirche (von Cyprian, gestorben 258, bis zu Gregor dem Großen, gestorben 604). In diesen vier Jahrhunderten hat sich die Entwicklung von der altkatholischen zur römisch-katholischen Kirche vollzogen.