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Nun sind die Augen hohl, die Finger, lang gespalten,
Zum Schlagen stets bereit, die Stirne liegt in Falten,
Schlecht deckt Ihm die Perück den kahlen, hohen Scheitel,
Gevatter, unterm Mond ist alles, alles eitel,
Doch eitles Wissen ist das Eitelste der Welt.

Schulmeister. (bei Seite)
(Was mir der Grobian Sermon am Alltag hält!
Doch schonen muß ich ihn, den künftigen Papa!) –
(laut) Ihr seid so spaßhaft stets, wie ich noch gar nichts sah
Für Euer Alter.

Pachter.
He? ich alt? Ich lernt’, ich dächte,
Bey Ihm das A. B. C.! Der Herr ist mir der Rechte,
Ich alt!

Schulmeister.
Nun habt nur Ruh!

Pachter.
Bin ich nicht frisch und rund?
Und schmecket mir kein Kuß von einem schönen Mund?

Schulmeister.
Was sagt’ er, loser Mann? Ey, Ey, das klingt nicht fein,
Sein Mädchen ist schon groß, kann alle Tage frein!
Wie alt ist Röschen jetzt?

Pachter.
Er rechnet sonst doch fleißig!
Die Tochter sechszehn? Wohl! der Vater acht und dreißig!
Ich hab’, Er weiß es ja, mit zwanzig schon gefreit.
Und jung gefreit, mein Freund, hat Niemand noch gereut.

Empfohlene Zitierweise:
Helmina von Chézy: Der neue Narziß. Lustspiel in einem Aufzug. Fleischer, Leipzig [1824], Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmina_von_Ch%C3%A9zy_-_Der_neue_Narzi%C3%9F.pdf/5&oldid=- (Version vom 12.9.2022)