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Hu! welch’ ein gräßlich Bild sich meinen Augen zeigte,
Als ich verwegen mich jetzt hin zur Quelle neigte.
Was thu ich! bleib ich hier? – o! – du unselig Lieben,
Was läßt du in der Nacht mich solchen Muthwill’n üben?
Wär ich doch fern von hier – ich sah beim klaren Schein
Ein tückisch Angesicht, fast glich es Weltlichtlein,
Doch wars viel ärger noch, es lugt aus wirrem Graus
Ein Schuhu, gelber Nas’ und grimmen Blick’s heraus,
Seh ich noch einmal hin? ich bebte und mein Zagen,
Hat mich gewiß getäuscht, ja, ja, ich will es wagen!
(der Pachter hat sich vorgeneigt.)
Ha, was ist das? Da lacht ein freundlich Angesicht
Rund, wie der volle Mond heraus im Mondenlicht,
Das Ungethüm ist weg, und dies Gesicht zerflossen
Es war nur Gaukelei, die Furcht spielt mir den Possen –
Still nun, jetzt kommen sie, wie feyerlich herbey.
O Liebe steh mir bei, mach mich von Sorgen frei!

Siebenter Auftritt.

Rose, Lieschen. Vorige.

Stumme Scene.

Es schlägt zwölf Uhr. Die drei sind auf dem Baume seltsam gruppirt, Hans ist am wenigsten zu sehn, Rose ist scheu, will nicht an den Quell, Lieschen ermuntert sie, Rose giebt Lieschen zu verstehen, sie soll zuerst gehn; diese weigert sich, giebt nach, sie geht zögernd an den Quell, blickt hinein, der Schulmeister hat sich zurückgezogen, Hans

Empfohlene Zitierweise:
Helmina von Chézy: Der neue Narziß. Lustspiel in einem Aufzug. Fleischer, Leipzig [1824], Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmina_von_Ch%C3%A9zy_-_Der_neue_Narzi%C3%9F.pdf/26&oldid=- (Version vom 12.9.2022)