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Wohlfahrt nur dem Namen nach bekannt seyn? Wäre da nicht allen Verbrechen und allen Greueln Thür und Thor geöffnet? Haben wir doch schon oft aus einem großen Lande her gehört, was aus dem Familienleben, was aus einem ganzen Lande in kürzester Zeitfrist werden kann, wenn die Ordnung der Obrigkeit aufhört. Wie da die Lasterhaften und Grausamen die größten Verbrechen so ungestraft an den Stillen und Gottesfürchtigen im Lande ausübten! Wie da das Blut der Unschuldigen in Strömen floß! Wie da Zucht und Ehrbarkeit so frech verhöhnt und mit den heiligsten Gebräuchen so freventliches Spiel getrieben wurde! Und läßt sich für ein Land ein größeres Unglück denken, als wenn des Herrn Drohung an demselben in Erfüllung geht: „Ich will dir einen König in meinem Zorn geben; ich will ihnen Jünglinge zu Fürsten geben und Kindische sollen über sie herrschen.“ Was ist schrecklicher, als wenn ein gottvergeßener Wütherich einen Thron einnimmt, der ihm nicht gebührt, wie wir jetzt in einem entfernten Lande ein Beyspiel haben? Wie schnell wird da ein ganzes Land auf Jahrzehnde hinaus verwüstet! Wie viele hundert Familien werden da ins tiefste Elend gestürzt! Wie viel tausend einzelne Menschen dem Verderben Preiß gegeben! Wie wird da mit dem Eigenthum, ja mit dem Leben der Menschen selbst auf die empörendste Weise umgegangen! Wie zeigt sichs da zum Schrecken für Tausende an jedem Tage, „daß die Ungnade des Königs ist, wie das Brüllen eines jungen Löwen!“ Nein, ärger kann Gott ein Land nicht heimsuchen, empfindlicher ein Volk nicht strafen, als wenn er zuläßt, daß die Ordnung der Obrigkeit unterbrochen wird. Glücklich aber ist das Land, welches wahrhaft christliche Obrigkeiten hat, wo weise Gesetze mit frommer Gottesfurcht gehandhabt werden und väterliche