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 Das sind denn, meine Geliebten, einige der vielen Gründe, warum gerade an den Geburts- und Namensfesten unsrer Landesherrschaft unsere Kirchen am leersten sind. Daß sie denen, welche, durch sie bewogen, unsere Versammlungen verlassen, zur großen Schande gereichen; daß sie von großem Mangel an christlichem Glauben und christlicher Gesinnung zeugen, daß sie endlich großen Undank gegen Gott, von dem alle gute Gabe kommt, verrathen, wer wollte das in Abrede stellen? Liest man in den öffentlichen Blättern von den Festlichkeiten, die heutzutage der Obrigkeiten wegen veranstaltet werden, so möchte man glauben, daß in keiner Zeit noch die hohe Wichtigkeit und Wohlthat einer guten Obrigkeit so dankbar anerkannt worden sey, als in der unsrigen. Sieht man aber an den, für die Unterthanen so wichtigen Tagen in die leeren Kirchen; so wird man zu der traurigen Überzeugung gebracht, daß der allergrößte Theil unsres Geschlechtes nichts weniger weiß, als das, worin die wahre Ehrfurcht gegen die Obrigkeit bestehe und wodurch sich die wahre Liebe gegen dieselbe zu äußern pflege. Ja, wie es in unsrer Zeit bey den allermeisten Menschen in allen Dingen nur auf den äußern Schein, nur auf das Großthun, auf das Prahlen, Schmeicheln, Lügen und Trügen abgesehen ist, so auch leider in Hinsicht auf das Verhalten gegen die Obrigkeit.

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 Sey das ferne von uns, m. Gel., die wir uns heute hier versammelt haben, um miteinander auf christliche Weise das Namensfest unsrer Königinn zu feyern! Lasset uns die hohe Wichtigkeit unsrer Obrigkeit recht bedenken und sie als eine Ordnung Gottes zu unserm Besten jederzeit ansehen; lasset uns die vielen Wohlthaten oft erwägen, die der Herr uns unter ihrem Regimente zu Theil werden läßt; lasset uns die christliche Fürbitte für die Obrigkeit als eine der heiligsten