Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/78

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Herzog Sigmund den Schenken Friedrich von Tautenburg, gut gerüstete Truppen am 14. Mai nach Delitzsch zu schicken, da die Ketzer beabsichtigten, das Land Sachsen zu überfallen und zu verwüsten.[1] Schon lagen in den ersten Tagen des Mai die Hussiten vor Bischofswerda; die Dresdner schickten deswegen den Martin Seber mit seinen Gesellen nach Radeberg.[2] Auch die Gesellen, die sie um dieselbe Zeit auf 7 Wagen nach Großenhain beförderten, sollten wohl die Grenze schützen;[3] denselben Zwecken dienten wiederholte Truppensendungen nach Dohna unter Führung des Landvogts von Meißen,[4] nach Gottleuba und Pirna,[5] von wo die Gesellen um den 8. Juni auf der Elbe heimkehrten.[6] Auf Friedensverhandlungen, die Ende April oder Anfang Mai mit den Pragern gepflogen wurden, deuten Notizen über einen Boten von Brüx und über eine Sendung des Stadtschreibers an die sächsischen Herzöge.[7] – Daß man in der Stadt selbst alle Vorkehrungen traf, um bei einem Ueberfall nicht überrascht zu werden, ist selbstverständlich. Auf der Brustwehr, auf der Brücke und auf dem Turme wurde im April, Mai und Juni eifrig Wache gehalten;[8] Pfeilschmied und Büchsenmeister hatten zu tun;[9] an den Befestigungen wurde gearbeitet.[10]

Um dieselbe Zeit aber, eben als von Schlesien aus ein erneuter Einbruch der Ketzer in die Oberlausitz drohte, kam es zu einem friedlichen Abkommen zwischen ihnen, den Herzögen von Schlesien und den Herzögen von Sachsen. Heinrich von Maltitz, der im Auftrage der letztern fünf Wochen in Böhmen gewesen war und diesen Frieden geteidingt[WS 1] hatte, meldet dies am 23. Juni 1432 dem Hochmeister in Preußen.[11] Daß es sich dabei nur um ein vorläufiges Abkommen handelte, obwohl seine Dauer auf 2½ Jahre festgesetzt wurde, ergibt sich schon daraus, daß sich die Fürsten eine Unterstützung des Königs und der Kurfürsten für den Fall eines Feldzugs nach Böhmen sowie anderer Fürsten, wenn die Ketzer sie angreifen würden, vorbehalten hatten. Daß man sich auf diese Fälle vorbereitete, darf man wohl aus Sendungen der Dresdner nach Senftenberg und Lüben zu Hans von Polenz[12] nach Stolpen, nach Tetschen zu Sigmund von Wartenberg, nach Kamenz schließen.[13] Erst am 23. August folgte ein endgültig bis Martini 1434 abgeschlossener Frieden. Die Urkunde darüber ist im Lager vor dem nördlich von Turnau gelegenen Schlosse Friedstein ausgestellt, das die Hussiten seit Ende Juli berannt hatten, bis Ende August ein Abkommen mit der Besatzung zustande kam.[14]

Daß noch kurz vor diesem Friedensschlusse die Stadt sich für einen Angriff bereit gehalten hatte, bezeugen die Sendungen des Stadtknechts Franz nach Dohna zu Friedrich von der Oelsnitz „von eines Zugs wegen“, von Boten nach Brüx „von des Jacubcken (Jakaubek von Wrzessowitz) sammlunge wegen“, nach dem Geiersberg zu Rüdiger von Polenz „umbe dieselbige sachen“ (zwischen August 17 und 24).[15] Aber auch der Abschluß des Friedens brachte den Grenzlanden und insbesondere unserer Stadt Dresden


  1. Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 385.
  2. KR. 1432 fol. 295, gedr. Cod. dipl. Sax. II, 5, 152 Nr. 185 Anm.
  3. KR. 1432 fol. 294b: Item dem gesellen keyn dem Hayne uf 7 wayn zcu czerunge 18 gr. 2 hl.
  4. Ebenda sol. 294b: Item dem 12 geritten gesellen, alze se keyn Donyn ritten, zcu czerunge 18 gr. czw reisen (gedr. Cod. dipl. Sax. a. a. O.) – Item eynem boten keyn Donyn zcu dem lantvoite. – Ebenda fol. 295: Item 10 geselle, di mit dem voite ritten keyn Donyn 6 gr. 6 hl. – Item 10 drabanten 40 gr. keyn Donyn uf rechnunge. – Fol. 296: Item 10 geritten keyn Donyn 2 gr. vorczeirt (zwischen 11. und 18. Mai). – Item 7 drabanten zcu Donyn gelegen 1 sch. 10 gr. (um 18. Mai).
  5. Ebenda fol. 296: Item den ritenden knechten keyn der Goteloube mit 4 wayn drabanten unde zcu Pirne 10 gr. (um 18. Mai). Ebenda und fol. 297 f. noch verschiedene Zahlungen von Sold u. a. an berittene Knechte, Trabanten und Gesellen.
  6. Ebenso fol. 298: Item 8 drabanten 1 sch. 20 gr. Item denselben gesellen, alz sy von Pirne uf der Elben her heym flussen 3 gr.
  7. Ebenda fol. 294b: Item eynem boten von Brux mit der grossen stat von Prage brife, den wir mit den von Friberg vorsegilten, 5 gr. Item dem statschriber zcu mynen hern von Sachzen von dez fredisbrifis weyn der von Prage zcu vorsegiln 12 gr. Die Verhandlungen, über die mir nähere Nachrichten nicht vorliegen, stehen wohl in Zusammenhang mit den oben (vergl. Note 313) erwähnten.
  8. Vergl. z. B. ebenda fol. 295: Item vir wechtern uf der brucke, di tag unde nacht wachten, 32 gr. uff der brustwere (zwischen 4. und 11. Mai). Wächterlöhne werden ferner erwähnt ebenda fol. 293–296, 298.
  9. Ebenda fol. 293b, 297, 298.
  10. Ebenda fol. 300: Item dein nuwen grebermeister, der vor unser vrauwen thor solde gegraben han, bibales 20 gr. (zwischen 20. und 27. Juli).
  11. Palacky, Urkundliche Beiträge II, 286 ff.
  12. KR. 1432 fol. 298: Item eynem botin keyn Senftenberg zcu Hanze von Polenzk 5 gr. 8 hl. (um 1432 Juni 15). Fol. 298b: Item eynem botin keyn Senftinberg unde fort keyn Lobin zcu Hanze von Polenczk 8 gr. (um 1432 Juni 22).
  13. Ebenda fol. 300: Item Johannes Questewicz unde Francze Schoneborn mit dem lantvoite keyn dem Stolpen zcu hern Botin 8 gr. czerunge. Item Kleynen Mertin 2 tage 2 gr., alz her mit Frederich von der Olsenicz reit zcu hern Sigemunde von Theczin (zwischen 1432 Juli 20 und 27). Fol. 300b: Item dem buwemeister alze her mit dem voite keyn dem Stolpen reit zcu mynem herrn, dem bischoffe von hern Botin weyn zcu czerunge 5 gr. 6 hl. Item meister Nicclaus unde Johannes Claus Beckers eydem mit dem lantvoite keyn Camencz zcu cerunge 1 sch. 46 gr. (um Juli 27).
  14. HStA. Dresden Or. 6232, gedr. Palacky a. a. D. 304 ff. Vergl. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 347.
  15. KR. 1432 fol. 302. Ueber den Geiersberg vergl. oben S. 59.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. teidingen: verhandeln